Kurz vor der Abreise verlässt uns der Sommer und der Herbst erhält Einzug in Cannon Beach. Für heute ist Regen vorhergesagt, auch wenn die Temperaturen bei 16-18 °C bleiben. Der Regen kommt aber erst zum Mittag, daher können wir den Vormittag noch für Outdoor-Aktivitäten nutzen.
Frühstück gibt es heute noch einmal bei Pig'n'Pancake und nichtsahnend bestelle ich Apfel-Crepe und glaube, dass ich wie auf dem Rummel einen Crepe mit Apfelmus bekomme. Weit gefehlt...
Während Gunnar mit dem Breakfast Sampler zufrieden ist, kämpfe ich mit 3 dicken Pfannkuchen, gefüllt mit zimtigen gedünsteten Apfelstreifen. Sooo lecker, aber auch sooo mächtig.
Nach dem Frühstück kehren wir gar nicht erst ins Zimmer zurück, sondern spazieren am Strand, bis sich unsere Mägen ein bisschen weniger voll anfühlen. Es ist zwar trüb, aber trocken.
Als wir unseren Aufgang Richtung Cottage hochgehen, bekommen wir kurz einen Schreck. Direkt neben dem Weg liegt eine große Gruppe Wapitis (Elks) inklusive Anführer. Sie beobachten uns aufmerksam, jederzeit bereit aufzuspringen. Ich mag die Tiere ja sehr gern aus etwas Entfernung sehen. Direkt an ihnen vorbeigehen muss ich eigentlich nicht. Es erinnert mich sehr an eine Wanderung in Banff im letzten Jahr, als wir eine große Herde durchqueren mussten...
Da die Geschäfte hier erst gegen 10 Uhr öffnen, laufen wir am späteren Vormittag noch einmal zur Einkaufsstraße. Wir haben da gestern ein Geschäft gesehen, das genau das Souvenir hat, das ich mir wünsche.
Und tatsächlich werden wir fündig: eine Walflosse aus Treibholz für unser Arbeitszimmer zu Hause. Sie wird gut zu anderen maritimen Mitbringseln vergangener Reisen passen und war auch gar nicht teuer.
Noch einmal spazieren wir am Strand bis zum Haystack Rock und wieder zurück. Es ist heute deutlich leerer als in den letzten Tagen. Ob es am Wetter liegt? Oder daran, dass Flut herrscht und man nicht zu den tide pools kommt?
Gegen 13 Uhr kommt wie angekündigt der Regen und wir sitzen trocken im Auto und fahren noch einmal nach Tillamook. Als wir vor 3 Tagen dort waren, wollte Gunnar gern eine Tour in der Käserei mitmachen, aber die war erst am späten Nachmittag und so viel Zeit wollten wir nicht überbrücken.
Nun hat sich aber seine Idee für einen verregneten Nachmittag wunderbar angeboten, daher hat er gestern 2 Tickets für die "Honorary Tillamook Taste Bud: Exclusive Ice Cream Experience" gebucht. Die beginnt um 15.30 Uhr in der Tillamook Creamery und wir sind schon ganz gespannt.
Nach dem Einchecken werden wir mit Aufklebern versehen, die uns als "Taste bud" (Geschmacksknospe oder Geschmacksnerv) kennzeichnen. Was das wohl zu bedeuten hat? Ich dachte, wir machen eine Führung durch die Eiscremeproduktion und erhalten dann noch ein Pröbchen zum Essen.
Weit gefehlt. Es wird viel lustiger!
Duncan, geboren auf Hawaii, nimmt uns unter seine Fittiche und eilt im Regen zu einer großen Scheune. Dort stehen mehrere Tische mit bunten Röhrchen, kleinen Schälchen und Teststreifen.
Bevor wir loslegen, gibt es erst mal ein Eis zwischen Keksen. Das haben wir hier schon oft gesehen, aber bisher nie probiert.
Duncan erzählt uns ein bisschen was zur Eisproduktion bei Tillamook und dann müssen wir schon aktiv werden. Wir durchlaufen nämlich einige Tests derer, die in der Qualitäts- und Entwicklungsabteilung arbeiten.
Zuerst probieren wir 4 Testblättchen auf der Zunge und müssen entscheiden, ob das Testblättchen nach Papier schmeckt, bitter oder süß. Ich schmecke nur Papier.
Das wiederholt sich 3 mal und am Ende gibt es die Auflösung. Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich geschmeckt habe und habe daher bei Gunnar abgeschrieben. Gunnar hat alles "richtig" und gehört somit zu den 25 % Supertastern. Ich gehöre in Wirklichkeit wohl nur zu den "normal Tastern", aber das ist mir egal. Ich sonne mich dann eben in seinem Erfolg.
Weiter geht's. Wir müssen nun die Flüssigkeit aus den Röhrchen nach dem Grad der Intensität "ranken". Das fällt mir leicht. Ich probiere mich Schluck für Schluck durch und sortiere meine Farben. Gunnar und ich kommen zum gleichen Ergebnis und das ist auch korrekt. Ein bisschen stolz ist man da schon.
Als nächstes analysieren wir die Sorte "Marionberry Pie". Wir müssen die Zutaten erraten und ihre jeweilige Intensität bestimmen. Hier liegen wir ziemlich nah dran und während wir ein großes Stück Marionberry Pie Ice Cream (die Oregon-Marionberry ist übrigens eine gezüchtete Kreuzung zwischen Brom- und Himbeere) verspeisen, schneidet Duncan noch die 3 weiteren zu testenden Sorten an: Peaches & Cream, Tillamook Mudslide und Dark Chocolate Cookies & Cream. Wir bekommen jeweils eine riesige Portion Eis und ich schaffe das nicht ohne Gunnars Hilfe. Und alle 3 Sorten hauen uns nach Marionberry Pie noch einmal aus den Schuhen. Insbesondere Peaches ist ein Gedicht.
Ich fasst zusammen: Erst eine Kugel Eis zwischen 2 Keksen, dann eine Kugel Eis zur genauen Anaylse und dann noch 3 weitere Kugeln Eis zum Probieren. Ich bin kugelrund und mehr als satt!
75 Minuten hat die "Tour" gedauert und wir haben wunderbar viel gelacht und vor allem geschlemmt. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet und war daher ganz überrascht und verlasse ganz beschwingt zum zweiten Mal die Tillamook Creamery.
Ein paar Bilder noch zum Abschied, dann geht es zurück nach Cannon Beach. Im Gepäck: ein süßes Give-away der Tillamook Creamery: ein Keramik-Eisbecher für jeden Tester und einen Anstecker, der uns zu Ehren-Geschmacksknospen der Fima macht. Süß.
Zurück in Cannon Beach wagen wir uns ein letztes Mal an den Strand. Die Wolken hängen tief und es nieselt, aber nicht zu doll. Dennoch ist der Strand ziemlich leer und wir bummeln entspannt bis zum Ecola Creek und laufen dann durch den Ort zurück. Cannon Beach hat uns eine so entspannte Zeit gebracht, ganz egal, wie das Wetter war. Cannon Beach ist einfach immer schön.
Morgen geht es dann zu unserem letzten Ziel und dort heißt es: letzte Besorgungen und Koffer packen. Unsere letzte Nacht werden wir in Olympia verbringen, in der Nähe des Sea-Tac Flughafens.
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