Unsere Nacht in White City war unruhig. Auf dem Hotelflur wurde bis nach 23 Uhr rumgepoltert, laut geredet und mit den Hoteltüren geknallt. Erholsam ist anders.
Da trifft es sich gut, dass wir gestern schon entschieden haben, die dritte Nacht in White City zu canceln und in Redding eine Nacht zu buchen. Auf der Fahrt von White City nach Redding nehmen wir den Lassen Volcanic Nationalpark mit. Gunnar war vorgestern von den vulkanischen Aktivitäten in Newberry so begeistert, dass er noch einmal tiefer ins Thema einsteigen möchten *lach*.
Ich warne direkt vor: Text wird lang, weil es soooo schön war!!!
Um 6.24 Uhr sitzen wir im GMC, mit 2 Heißgetränken in den Getränkehaltern, vollem Tank dank Chevron und fahren in den Sonnenaufgang. Herrlich. Die Interstate 5 nach Süden ist leer und wir haben knapp 3 Stunden bis zum Lassen Volcanic NP vor uns. Highway Radio versorgt uns mit modernem New Country.
Der Lassen Volcanic NP liegt im Bundesstaat Kalifornien, dem 3. Staat auf dieser Reise. Mehr werden es nicht. Wir müssen irgendwann zurück in den Norden. Aber noch nicht heute.
Der Weg ist zwar mit insgesamt 190 Meilen ziemlich lang, aber je näher wir dem Park kommen, desto weniger Autos sind unterwegs. Ein gutes Zeichen? Immerhin sind wir etwas später als sonst unterwegs und der Park könnte - es ist Sonntag - schon gut gefüllt sein.
Ist er aber nicht. Wir kommen am Eingang Manzanita an und sind das 3. Auto in der Schlange. Wir zeigen unseren Jahrespass vor, bekommen eine Karte und weiter gehts.
Am Visitor Center holen wir nicht nur unseren obligatorischen Patch, sondern finden auch gleich mal die ersten Hinweise auf vulkanische Aktivitäten. Ein Seismograph hält hier alle Bewegungen fest. Lassen Peak, der größte Lavadom-Vulkan der Erde und südlichste Vulkan der Kaskadenkette ist neben Mt. St. Helens der einzige Vulkan, der im 20. Jahrhundert noch aktiv war. Eruptionen gab es zwischen 1914 und 1917. Hoffen wir mal, dass er heute still bleibt.
Erstes Ziel, um sich die Beine nach der langen Fahrt zu vertreten, ist der Manzanita Lake Loop, ein entspannter Rundwanderweg um den Manzanita See.
Vom Manzanita Lake folgen wir dem Scenic Byway Richtung Süden. Nächste Stopps sind Hot Rock und die Devastated Area.
Hot Rock ist ein Felsen, der 1914 vorm Erforscher des Lassen Volcanic Parks, Mr. Loomis, gefunden wurde. Er war damals nach der Eruption noch so heiß, dass man ihn nicht berühren konnte.
In der Devastated Area kann man die Ausmaße der Lavaströme aus der Vergangenheit sehen. Wir nutzen hier allerdings nur die Picknicktische, denn wir haben eine andere Wanderung im Sinn.
Vom Picknickplatz geht es in wenigen Minuten zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zum Terrace Lake, Shadow Lake und Cliff Lake. Ungünstigerweise ist dieser Weg anders als unsere sonstigen Wege. Er geht nämlich erst steil bergab zu den Seen. Heißt, wir müssen uns auf dem Rückweg nach oben kämpfen. Ich laufe immer lieber erst bergauf und dann auf dem Rückweg einfacher bergab. Aber es ist, wie es ist.
Der erste See ist schnell erreicht. Es ist Terrace Lake. Wir haben den Weg übrigens fast für uns allein. In diesem Park ist wirklich nicht so viel los wie anderswo.
Am Terrace Lake vorbei geht es weiter bergab zum Shadow Lake. Den sehen wir schon nach kurzer Zeit durch die Bäume blitzen. Herrlich blau!
Auch Shadow Lake umrunden wir halb auf der rechten Seite des Sees und dann geht es noch ein ganzes Stück weiter bergab bis zu einer Weggabelung. Ab da sind es nur noch wenige Minuten zum Cliff Lake. Der ist eher grün und liegt eingebettet in hohe Felswände. Im Wasser schwimmen dicke Kaulquappen und die Szenerie ist unwirklich schön.
Und was runter geht, muss auch wieder rauf. Obwohl der Weg insgesamt nur etwas über 5 km lang ist, schnaufen wir ganz schön nach oben. Es ist jetzt 13 Uhr, die Sonne brennt und auch wenn es hier im Park keine 37 °C sind wie die letzten Tage in White City, ist es doch hochsommerlich warm und der steile Weg nach oben zieht sich.
Aber dann haben wir es geschafft und im GMC wartet unsere Kühlbox. Wir haben in White City das Gefrierfach in unserem Zimmer-Kühlschrank genutzt und mehrere Wasserflaschen als Kühlakkus eingefroren. Die tun jetzt gut. Sowohl im Nacken, als auch im Bauch *lach*.
Wir fahren zurück auf den Scenic Byway und steuern unser nächstes Ziel an. Wir wollen kurz zum Lassen Peak Viewpoint.
Wir hätten auch den Weg auf den Lassen Peak wählen können. Wäre ja eigentlich eher unser Ding gewesen, aber dann hätten wir die schönen Seen wahrscheinlich nicht machen können.
Und uns steht noch ein toller Trail bevor.
Weiter geht's zum Bumpass Hell Trail. Benannt ist der Trail nach dem Entdecker Kendall Vanhook Bumpass, der das Hydrothermalgebiet in den 1860er Jahren erforschte. Unglücklicherweise entdeckte er die heißen Schlammtöpfe, als er mit dem Fuß durch die dünne Erdkruste brach und sich dadurch schwerste Verbrennungen zuzog.
Der Weg geht zunächst leicht bergauf, dann 91 m tief in das Gebiet von Schlammtöpfen und Fumarolen. Es riecht nach Schwefel, wie wir es aus dem Yellowstone kennen und es blubbert und brodelt um uns herum, als ständen wir in einer Großküche, während im Hintergrund eine Dampflok einfährt.
Das hat sich gelohnt. Auf dem gleichen Weg geht es zurück zum Parkplatz und als wir da ankommen, ist es schon kurz vor halb vier. Wir haben einen tollen Tag im Lassen Volcanic NP verbracht, aber nur 2 Gebiete erkunden können: Manzanita Area und Southwest Area. Es gibt noch weitere spannende Bereiche, aber die Fahrt zum nächsten Gebiet würde 90 Minuten dauern und geht in die - für uns - vollkommen falsche Himmelsrichtung.
Wir verlassen den Park und machen uns Richtung Redding. Kurz vor dem Ausgang stoppen wir noch einmal am Sulphur Works, einem kleinen Viewpoint, der direkt an einem brodelnden Schlammtopf liegt. Am Schlammtopf zu stehen fühlt sich an, wie wenn man über dem kochenden Nudeltopf den Deckel kurz öffnet. Puuuuh, heiß!
Rund eine Stunde und 15 Minuten brauchen wir jetzt noch zum Zielort Redding. Dabei fahren wir meilenweit durch verbrannte Wälder und Ebenen. Erst im Sommer hatte es südlich des Parks und im Park gebrannt, 2021 brannte das sog. Dixie Fire Meilen Land nieder.
So bedrückend es ist, durch diese Gebiete zu fahren, so beeindruckend ist es zu sehen, wie stark die Natur ist. Auf der braun-schwarz verbrannten Erde schaut frisches Grün am Fuße verbrannter Büsche heraus.
In Redding checken wir für eine Nacht im Hampton Inn & Suites ein, haben ein riesiges Zimmer mit Ausgang zum Pool (der leider gesperrt ist) und wieder 37 °C. Wir nehmen unser Abendessen im In'n'out Burger um die Ecke ein. Einmal im Urlaub muss das sein: zwar nur ein Miniangebot, aber knackiger Salat, aromatische Tomate, der Laden immer voll und mit Wartezeit verbunden. Eben einfach simple und fantastische Burger.
Morgen müssen wir allerdings schon wieder auschecken und auf unsere ursprüngliche Route zurück. Die spontane Abweichung hat uns aber beiden total gut gefallen.
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