Heute steht die längste Tagesstrecke auf unserer Rundreise an. Von Government Camp nach White City sind 270 Meilen zu fahren. Bei einem Höchsttempo von 65 mph (über weite Strecken aber auch nur 45 oder 55) müssen wir mindestens 5 Stunden einplanen. Wir frühstücken daher gewohnt zeitig und machen uns dann über die US-26 in den Süden.
Wir haben uns für die Strecke zwei interessante (hoffen wir zumindest) Zwischenstopps gesucht, die wirklich genau an der Strecke liegen und damit nicht noch mehr Meilen auf den Tacho bringen. Etwa anderhalb Stunden geht es durch Oregons Wälder und einsame Gegenden, in denen man oft die Reste vergangener Waldbrände sehen kann. Ansonsten gibt es kaum Ortschaften oder Zeichen von Zivilisation, einfach nur viel Natur.
Nach anderthalb Stunden verlassen wir den Highway und biegen zum Smith Rock State Park ab. Hier erwarten uns laut Homepage des Parks tolle Ausblicke in einen vom Crooked River geschaffenen Canyon, viele Wanderwege und ein Paradies für Kletterer. Jetzt klettern wir zwar nicht, aber das Wort "Wanderwege" löst in uns was aus.
Wir zahlen 5 $ Eintritt und erkundigen uns zunächst im Welcome Center nach einer Wanderkarte. Die freundliche Dame freut sich zwar über meine im Vorfeld überlegte Auswahl eines Wanderwegs, rät aber davon ab. Die Luft ist durch Waldbrände getrübt und man riecht den Rauch auch. Da der Wanderweg, den ich ausgewählt hatte, zu den schwersten im Park gehört, wird nicht empfohlen, ihn bei dieser Luft und den aktuellen Temperaturen von 32 °C zu laufen. Ich nehme das natürlich ernst. Gunnar funktioniert aber anders: nicht empfohlen bedeutet nicht, dass es verboten ist. Also laufen wir den Weg.
Zunächst laufen wir vom Parkplatz steil bergab in den Canyon, dann über eine Brücke über den Crooked River und dann auf der anderen Seite sofort wieder hoch zum höchsten Punkt des Weges.
Nach einem heftigen Anstieg, bei dem wir vor jeder Kurve durchatmen müssen, überqueren wir die Felswand. Auf der Rückseite können wir ins hinter dem Park liegende Tal und auf den Crooked River gucken.
Was hoch geht, muss auch wieder runter. Wieder über Serpentinen, nun aber im Schatten der Felswand, klettern wir runter und vollenden den Loop auf dem deutlich weniger anstrengenden River Trail. Rund 9 km haben wir am Ende in den Füßen. Eigentlich moderat, aber bei inzwischen 34 °C und praller Sonne, sind wir angemessen erschöpft, als wir endlich wieder am Parkplatz ankommen. Die anschließende Pause mit den saftige Pfirsichen von Packer Orchards aus Hood River haben wir uns verdient.
Wir sind echt kaputt und setzen unsere Fahrt nach White City fort. Zumindest für eine Minute. Dann entdecken wir einen kleinen Laden, der mit Huckleberry-Icecream wirbt. Wir halten an und genießen eine superleckere Kugel Eis. Huckleberries sind wilde nordamerikanische Blaubeeren und nicht mit unseren Heidelbeeren vergleichbar. Schmecken auf jeden Fall super.
Wir tanken noch einmal voll und machen uns dann wirklich wieder auf die US-26. Wir hatten heute noch keinen (guten) Kaffee, daher fahren wir in Redmond kurz zu Starbucks, versorgen uns mit heißem Americano für Gunnar und einem Iced Pumpkin Spice Latte für mich und nehmen noch einmal knapp 65 Meilen Fahrt auf uns.
Wir wechseln auf die US-97 und finden unser nächstes Zwischenziel, das Newberry National Volcanic Monument.
Wir wollen zum Lava Lands Visitor Center. Von dort startet der Trail of Molten Land. Obwohl es inzwischen unerträglich heiß ist, gönnen wir uns diese Bewegungspause. Der Trail of Molten Land ist nur rund eine Meile lang, liegt aber in der prallen Sonne. Der Weg führt durch ein riesiges Feld von Lava und erklärt an verschiedenen Stellen die Entstehung des Lavafelds und die Flora und Fauna, die sich in dieser unwirtlichen Gegend trotzdem ansiedeln können.
Der Newberry Volcano gehört zur Kaskadenkette, einer Vulkankette im Westen der USA, die am Lassen Peak in Kalifornien beginnt und bis nach Kanada reicht. Der Newberry Volcano gehört zu den Stratovulkanen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit wieder ausbrechen werden. Aktiv ist er seit 530.000 Jahren. Der letzte Ausbruch liegt "nur" 1.300 Jahre zurück.
Mit dem Auto fahren wir anschließend auf den Lava Butte, einen 500 Fuß hohen Schlackenkegel, den man auf dem Rand umrunden kann. Aufgrund der unerträglichen Hitze lassen wir diesen Weg allerdings, denn der führt erst bergab und dann wieder bergauf.
Auf dem Lava Butte befindet sich ein Feuerwachposten (Fire Lookout), der in Betrieb ist und zu den wichtigsten Fire Lookouts in Oregon gehört. Durchschnittlich 125 Waldbrände werden von hier aus jährlich entdeckt, sodass sie schnell bekämpft werden können. Der Ranger, der dort gerade arbeitet, beobachtet die Umgebung, während aus dem Funkgerät pausenlos Stimmen kommen. Wir schauen in seine Richtung und sehen sie auch: eine Rauchsäule. Hoffen wir, dass das Feuer schnell gelöscht werden kann.
Wir verlassen eine sehr spannende Gegend und nehmen die restliche Strecke bis White City in Angriff. Gut 2,5 Stunden dauert es noch, oftmals mit Geschwindigkeitsbegrenzung und raren Überholmöglichkeiten, aber am Ende sind wir um kurz nach 5 in White City. Beim Einchecken halten wir etwas Abstand zum Vorgänger, denn der trägt deutlich sichtbar eine große Waffe an der Jeans. Das ist mehr als gewöhnungsbedürftig, aber in 20 Urlauben haben wir dieses Erlebnis erst zweimal gehabt. Hoffen wir mal, dass heute Abend beim Reinigen nix schief geht und er bestenfalls auf einer anderen Etage wohnt als wir...
Morgen geht es von White City aus in den Crater Lake Nationalpark. Die Temperaturen bleiben (leider) so hoch. Heute Abend auf dem Weg zum Walmart zur klassischen Abendessenbeschaffung haben wir 105 °F, also über 40°C.
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