Wandertag! Die Sonne strahlt, als wir nach dem Frühstück das Hotel verlassen und die Temperaturen sind jetzt schon deutlich höher als gestern um die Zeit.
Wir biegen erst nach rechts ab und holen uns im Coffee Trader ein Heißgetränk, dann geht es in entgegengesetzter Richtung nach Ouray.
Ouray ist eine Kleinstadt in den Bergen, nur rund 30 Meilen von Montrose entfernt. In dem kleinen Ort leben knapp unter 1.000 Einwohner. Ouray hat eine lange Historie als Bergstädtchen und trägt den Beinamen "Switzerland of America". Dieser Name ist auf die wundervolle Lage inmitten schneebedeckter Berge zurückzuführen.
Wir sind gespannt. Um Ouray herum führt der Ouray Perimeter Trail. Laut Karte 8,7 km mit 457 Höhenmetern, bei uns nachher etwas länger, aber dazu später mehr.
Unser Auto steht um 8.20 Uhr allein auf dem Parkplatz gegenüber vom Visitor Center. Hier startet der Perimeter Trail. Es gibt aus der Stadt weitere Zugänge zum Trail, aber wir entscheiden uns für diesen. Der Perimeter Trail ist ein Loop, daher ist es im Grunde egal, wo man startet, empfohlen war aber der Start am Visitor Center, das übrigens genau neben den Hot Springs von Ouray liegt. Wir tragen uns noch fix im Registerbuch ein, falls wir verloren gehen. Dann weiß man in Ouray wenigstens, dass man nach uns suchen muss.
Der Trail startet gleich mal steil nach oben, damit wir auch nicht lange frieren. Nach 5 Minuten entledigen wir uns der Wanderjacken, auch wenn wir auf dieser Seite des Trails noch im Schatten der Berge laufen.
Da man schnell an Höhe gewinnt, hat man schon nach kurzer Zeit einen schönen Ausblick auf Ouray.
Unser erstes Teilziel der Strecke sind die Cascade Falls.
An den Cascade Falls geht es wieder abwärts, über eine kleine Brücke und dann - natürlich - wieder bergauf. Als wir einmal erschöpft rasten, drehen wir uns um und finden die Cascade Falls aus der Ferne viel schöner als von nahem.
Nächstes Ziel sind die Baby Bathtubs. Was sich wohl dahinter versteckt? Wir müssen ein bisschen bergauf und bergab wandern und dann entdecken wir den Little Portland Creek, der in seinem Verlauf kleine, ausgewaschene und glatte Steinmulden ("Babybadewannen") füllen würde, wenn er etwas mehr Wasser hätte. Da aber die Berge noch schneebedeckt sind, fehlt es ihm ein wenig an Masse.
Wir überqueren die Portland Bridge und machen uns dann an den härtesten Aufstieg des Loops. Ziel ist der High Point Lookout. Wir schnaufen ganz schön den Berg hoch. Wir sind hier auf fast 3.000 Meter Höhe und ab 3.000 Höhenmetern wird die Luft dünner. In den Geschäften hier kann man Sauerstoff in Dosen kaufen. Wir haben das bisher nicht gebraucht, aber wir trinken viel und laufen langsam.
Wir sind übrigens mal wieder im Bärenland. Wir haben dieses Mal kein Bärenspray gekauft. In Colorado gibt es nur Schwarzbären, aber keine Grizzlys. Schwarzbären können zwar auch gefährlich werden, sind aber i.d.R. weniger aggressiv als Grizzlys. Wir glauben das mal, aber begegnen auch keinem.
Die nächsten Kilometer führen uns am Uncompaghre River entlang. Eigentlich. Wir übersehen einen Wegweiser und laufen daher eine Weile auf einem falschen Abzweig. Als wir den nächsten Wegweiser finden, erkennen wir, dass wir nicht mehr auf dem Ouray Perimeter Trail sind, sondern auf dem Ice Park Trail. Hm, also den ganzen Weg wieder zurück. Wir finden den richtigen Abzweig und laufen zum Uncompaghre River.
Wir überqueren den Uncompaghre über eine Brücke mit Personenbeschränkung (zum Glück 2, sonst hätten wir ja kein Selfie zu zweit machen können) und laufen dann in Richtung Ouray. Wir kommen auf diesem Teil des Wegs an einer Via Ferrata vorbei. Der Klettersteig ist künstlich angelegt, mit Seilen und Eisen"stufen" am Felsen ausgestattet und nur etwas für Mutige. Zum Glück sind wir ja in der "Mud Season" und da ist die Via Ferrata hier noch geschlossen. Für eine Pause reicht der Platz aber aus.
Vom Uncompaghre River geht es jetzt wieder steil bergauf Richtung Box Canon (ohne y). Wir überqueren die High Bridge, die wirklich hoch ist und für mich ungünstig aus Metall besteht, durch das man nach unten durchgucken kann. Dann geht es durch einen kleinen Tunnel auf die andere Seite des Berges.
Wir sind nun wieder näher an Ouray und können immer wieder schöne Ausblicke auf die niedliche Kleinstadt werfen. Was wir von oben sehen können: es ist nichts los. Nur ganz wenige Autos fahren auf der Hauptstraße. Dennoch wirkt der Ort nicht tot. Wir hören und sehen immer wieder fleißige Bauarbeiter, die an Häusern, Hallen und Straßen bauen. Diese Geräusche hört man zwar auch auf dem Wanderweg, sie stören aber tatsächlich nicht. Liegt vielleicht auch daran, dass uns auf der gesamten Strecke nur 5 andere Wanderer begegnen...
Endspurt. Noch einmal geht es 0,7 Meilen straff bergauf, auf der Troll Bridge über den Oak Creek weiter zum Henn's Overlook.
Über 9 km sind wir jetzt gelaufen. Es kommt noch ein Zwischenziel, die Bench Bridge, und dann können wir schon unser Auto sehen.
Von der Bench Bridge führt der Weg zum Visitor Center und damit zu unserem Auto. Ich bin ein bisschen traurig. In Ouray gibt es Hot Springs, also heiße Quellen. Ich war davon ausgegangen, dass die gut besucht sind und habe deshalb die Badesachen gar nicht erst eingepackt. Als wir jetzt am Schwimmbad mit seinen verschiedenen Becken vorbeiwandern, sehen wir, dass höchstens 3 Menschen im Bad sind. Nach nunmehr 10 km hätte ich mich gern in ein Becken mit warmem Wasser gesetzt. Stattdessen laufen wir zum Auto. Gunnar bereitet das Mittag zu, während ich noch einmal den Trail bergauf muss, um mich aus dem Register wieder auszutragen. Puuuuhhh. Den Senor Rico Milchreis haben wir uns jetzt wirklich verdient!
In Ouray suchen wir noch nach einem kleinen Kaffeeladen und werden fündig. Zwei zuckersüße Ladies in einem Schokoladen-/Kaffeeladen zaubern uns 2 leckere Heißgetränke und plaudern ein bisschen mit uns.
Dann laufen wir die Main Street einmal hoch und einmal runter. Ouray ist klein, aber super gemütlich. Die Geschäfte sind alle geöffnet, aber auf der Straße ist wenig los. Wir kaufen noch einen Anhänger für unseren Weihnachtsbaum (ändere niemals eine liebgewonnene Tradition) in einer Glasbläserei und machen uns dann zum 2. Teil des Tages auf den Million Dollar Highway.
Der Million Dollar Highway verbindet Ouray mit Silverton und Durango, zwei weiteren Kleinstädten. Er führt durch die San Juan Mountains.
Der Highway windet sich die Berge hinauf, an alten verlassenen Minen vorbei und dann wieder bergab nach Silverton. Hier stoppen wir kurz. Leider ist in Silverton - anders als in Ouray - fast alles geschlossen.
Es wird also ein kurzer Stopp, dann fahren wir den Million Dollar Highway in entgegengesetzter Richtung zurück. An den Bear Creek Falls legen wir noch einen kurzen Stopp ein, dann verabschieden wir uns aus Ouray, dem Switzerland of America.
Am späten Nachmittag steht die Futterbesorgung auf dem Plan.
Morgen geht es nach Colorado Springs, unserem letzten Ziel. Leider ist der Highway 50, den wir auf direktem Weg fahren wollten, aufgrund einer Baustelle voll gesperrt. Wir werden einen ziemlichen Umweg über Grand Junction und die Interstate 70 Richtung Denver in Kauf nehmen müssen. Andererseits: wir haben Zeit, es ist Urlaub und niemand hetzt uns.
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