Der heutige Tag wird aktiv. Wir haben gestern Abend noch ein Ticket für das heutige Zeitfenster von 7-8 Uhr bekommen und starten daher früh in den Tag. Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück. Erstmals gibt es keine Bagels, aber Toast und Rührei, Joghurt und Cerealien. Das reicht uns.
Um kurz vor 7 Uhr sind wir schon auf dem Highway Richtung Nationalpark. Der liegt nur wenige Minuten von unserem Hotel entfernt und so fahren wir um kurz nach 7 Uhr in den Park. Wir sind nicht allein, aber haben vor uns auch keine besonders lange Schlange.
Ich bin ein bisschen nervös, weil wir uns einen Wanderweg ganz am Ende des Parks ausgesucht haben und keins der Autos vorher bei den klassischen Viewpoints abbiegt. Alle haben scheinbar das gleiche Ziel: Devils Garden.
Der Weg durch den Park macht schon Lust aufs Wandern. Die Temperaturen sind angenehm, es ist trocken und die Sonne kämpft gegen die Wolken und zaubert einen tollen Himmel.
Am Devils Garden Trailhead stehen zwar schon einige Autos, aber es sind noch viele Lücken frei.
Im Garten des Teufels finden sich zahlreiche Bögen: Tunnel Arch, Pine Tree Arch, Landscape Arch, Partition Arch, Navajo Arch, Double O Arch und Private Arch.
Man kann einzelne Bögen erwandern oder einen großen Loop wandern und alle Bögen anschauen. Der ganze Loop mit allen Abzweigungen hat eine Gesamtlänge von 12,7 km und besteht zum Teil aus einem sog. "primitive trail". Aber dazu später mehr. Unser Plan heißt: Devils Garden komplett, denn wir haben Zeit und Lust. Auch wenn die Wanderung als "most difficult" im Park gilt, trauen wir uns den Weg zu.
Über einen gut ausgebauten Trail wandern wir zuerst zum Landscape Arch. Der Landscape Arch gehört zu den längsten Naturbögen der Welt. Nach rund 1,5 km haben wir ihn erreicht. Er hat eine beeindruckende Breite von rund 88 m. Das Klettern auf den Bögen ist übrigens strengstens untersagt (nicht, dass wir so einen Quatsch machen würden, aber der Hinweis ist sicher nötig und steht hier auch regelmäßig am Wegesrand).
Hinter dem Landscape Arch beginnt die "primitive section" des Trails. Das bedeutet, dass der gut ausgebaute Wanderweg vorbei ist. Ab hier geht es über Steine, teilweise auf allen Vieren die Felsen hoch oder auf dem Po runter in Felsspalten, Orientierungssinn ist gefragt, weil die Hinweisschilder rar sind. Höhenangst oder fehlende Trittsicherheit schließen den Trail quasi aus. Mit Höhe habe ich es ja nicht so, aber wir werden sehen.
Zunächst suchen wir tatsächlich den Trail, der uns als nächstes zu den beiden Bögen Partition und Navajo führt.
Wie angekündigt klettern wir erst einmal auf eine sog. "rock fin", also eine Felsflosse oder einen Felskamm. Auf diesen Felskämmen müssen wir bergauf. Links und rechts geht es manches Mal ganz schön tief runter, aber die "fins" selbst sind so breit, dass man gut laufen kann. Auf folgendem Bild kann man die "fins" gut erkennen.
Nach einem halben Kilometer, teilweise über solche Felskämme, kommen wir zu einem Wegweiser. Partition und Navajo Arch sind hier ausgeschildert. Zuerst suchen wir Partition Arch.
Einfach schön der Ausblick durch den Steinbogen ins Tal und auf die Sonne, die weiterhin gegen die Wolken kämpft und immer mal wieder einzelne Strahlen auf die Umgebung schickt.
Wir laufen zurück zum Wegweiser und schlagen als nächstes den Weg zum Navajo Arch ein. Spaß muss sein. Unterwegs finden wir eine Mini-Höhle, die gerade für mich reicht.
Dann gehts aber weiter zum Navajo Arch. Der wirkt mehr wie eine große Höhle.
Vom Navajo Arch geht es zurück auf den Hauptwanderweg. Nächstes Ziel ist der Double O Arch in rund 1,3 km. Der kommende Weg hat es in sich. Bei Regen oder Schnee soll man den Weg übrigens nicht meistern und wir erkennen auch gleich, warum. Wir wandern auf einem hohen Felskamm entlang, müssen den Fels auf allen Vieren hoch und wieder runter. Wenn der Felsen jetzt nass und rutschig wäre, wäre das nicht unfallfrei zu machen. Aber wir haben ja Glück, bei uns ist es trocken.
Während es auf der linken Seite des Kamms nur wenige Meter abwärts geht, hat es die rechte Seite in sich (Bild 3 zeigt das ganz gut).
Ganz kurz schaut meine alte Bekannte "Höhenangst" vorbei, aber dann geht es vom Kamm runter und ich kann aufatmen.
Double O Arch ist kurze Zeit später auch erreicht.
Hier ist etwa die Hälfte des Wegs geschafft. Man kann auf dem gleichen Weg zurück oder mit etwas Sucharbeit den Loop vollenden. Im Internet habe ich vorher gelesen, dass der Weg ab hier wirklich schlecht ausgeschildert ist. Wir versuchen es trotzdem. Ganz allein sind wir nicht unterwegs, denn immer mal wieder läuft uns der eine oder andere Wanderer über den Weg, sodass wir uns immer vergewissern können, dass wir "irgendwie" in der richtigen Richtung unterwegs sind.
Am schwierigsten finde ich, wenn wir lange über Felsen laufen. Auf dem Sandboden können wir die Spuren der anderen Wanderer gut erkennen, aber wenn es lange über die Felskämme geht, hat man manchmal die Sorge, nicht mehr richtig unterwegs zu sein.
Wir entdecken aber hin und wieder einen Wegweiser oder ein Steinmännchen. Der nächste Wegweiser führt uns zum Private Arch. Mal schauen, wie privat der Bogen ist.
Der ist wirklich ganz privat. Als wir ankommen, räumt ein Pärchen seinen Platz und so haben wir den Bogen für uns allein.
Nach dem Private Arch geht es zurück auf den Hauptweg. Ab jetzt heißt es Trail suchen, auf allen Vieren hochklettern, auf dem Po bis zu 2 m senkrecht vom Felskamm hinunterrutschen, sich fragen, ob das hier echt der Weg sein kann und sich freuen, wenn man Stimmen anderer Wanderer hört und sich dann gegenseitig versichern, dass man noch richtig unterwegs ist.
Das ist sooo genial! Nach der Kletterei geht es irgendwann ziemlich lange über Sandwege Richtung Ausgangspunkt der Wanderung. Hier sind die Fußspuren der anderen gut zu sehen, sodass wir ganz entspannt wandern können. Den Hinweis, ausreichend Wasser für die laut Park 3-5 Stunden dauernde Wanderung mitzunehmen, haben wir natürlich umgesetzt. Ich bin so dankbar, dass ich als "hiking princess" den Rucksack mit den Getränken nie tragen muss.
Der "primitive trail" mündet nach gut 11 km wieder auf dem Hauptweg ein. Von dort gehen noch 2 Bögen ab, die wir nun auch noch mitnehmen. Pine Tree Arch und Tunnel Arch sind nur einen halben Kilometer vom Hauptweg entfernt. Auch wenn wir uns auf unser Sandwich im Auto und unsere Füße sich auf eine Pause freuen, nehmen wir uns die Zeit für die beiden Bögen.
Nach rund 12 km sind wir zurück am Auto. Wir haben gut 3:15 Stunden gebraucht und sind zufrieden mit uns.
Wir genießen unser Sandwich im Auto und überlegen, was als nächstes auf dem Plan steht. Auf jeden Fall keine Mammutwanderung mehr.
Über eine Dirt Road fahren wir Richtung Tower Arch, aber auf die Wanderung von rund 5 km habe ich gerade keine Lust mehr, zumal jetzt Regen einsetzt. Gunnar fährt die Dirt Road zurück. Auf dem Weg sehen wir noch einen kleinen Präriehund.
Zurück auf der Hauptstraße parken wir am Sand Dune Arch Trailhead und legen unsere letzte kleine Wanderung für heute ein. Einmal zum Broken Arch (Bilder 1 und 2) und zum Sand Dune Arch und dann haben wir fast alle Bögen gesehen und erwandert. Nationalpark voll ausgenutzt, würde ich sagen.
Wir finden den Broken Arch ja gar nicht broken. Was aber kaputt ist, ist das Wetter. Auf einmal regnet und graupelt es nämlich. Macht sich ja gut, dass wir fertig sind und den Park entspannt verlassen können.
Im Hotel legen wir eine kleine Haushaltseinheit ein: Wäsche waschen. Trifft sich gut, dass neben den Waschmaschinen der Whirlpool ist. Wir springen rein und entspannen unsere müden Knochen.
Nachdem unsere Wäsche sauber und trocken ist, spazieren wir - es ist wieder trocken und sonnig - durch Moab. Neben den üblichen Souvenirläden gibt es auch nette Kunstgalerien. Heute haben wir noch nicht zugeschlagen, morgen könnte das anders sein. Wir sind im Gebiet der Anasazi und ich bin bekennender Kokopelli-Fan. Eine kleine Holzfigur und eine Tasse habe ich bereits, aber hier gibt es wirklich ganz tolle Skulpturen von Kokopelli, dem Flötenspieler der Anasazi...
Im Café um die Ecke gibt es erst einmal einen leckeren Kaffee und einen Macaron für Gunnar. So richtig in Ruhe können wir ihn aber nicht trinken. An diesem Wochenende sind die Oldtimer los. In der Moab Rotary Car Show versammeln sich alte und umgebaute Autos. Umgebaut heißt hier dröhnend laut. Und beeindruckend vielfältig. An jeder Kreuzung steht die Polizei. Wann man hier rausgezogen wird, ist uns aber nicht klar.
Weil wir um 11 Uhr schon unser "Wandersandwich" hatten, kehren wir für ein sehr frühes Abendessen im "The Spoke on Center" ein und essen die salzigsten Pommes unseres Lebens.
Und damit geht ein fantastischer Tag zu Ende.
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