Der Wetterbericht hat für heute viel Sonnenschein bei strahlend blauem Himmel vorhergesagt, morgens frische -4 °C, am Nachmittag dann 12-15 °C.
Als wir die Gardinen im Zimmer aufziehen, sehen wir, dass der Wetterbericht nicht gelogen hat. Die Scheiben unseres Subaru vorm Zimmer sind gefroren, dahinter strahlt uns blauer Himmel an.
Wir frühstücken wieder lecker und ausreichend und machen uns um kurz vor 7 Uhr auf den Weg in den Rocky Mountain Nationalpark. Wir sind nicht allein. Mit uns sind allerhand andere Autos unterwegs. Wie könnte man sich auch so einen perfekten Wintertag entgehen lassen?
Am Bear Lake Trailhead stehen schon einige Autos und Wanderer und Skiläufer wappnen sich für die verschneiten Wege. Wir finden problemlos einen Parkplatz und bereiten uns ebenfalls vor. Warm anziehen, Getränke, 2 kleine Thermositzkissen, Sonnencreme, Wanderstöcke, Spikes - los geht’s.
Wir wollen einen größeren Loop wandern: über den Nymph Lake und Dream Lake zum Emerald Lake, dann ein Stückchen zurück, weiter zum Lake Haiyaha, dann zu den Alberta Falls und von dort zurück zum Auto.
Die ersten Kilometer des Trails sind gut besucht und so ist der Schnee wunderbar plattgetrampelt und wir können gut ohne Hilfsmittel laufen. Als wir losgehen, kommt uns ein Park Ranger entgegen, plaudert kurz mit uns und gibt uns den Tipp, Nymph Lake nicht zu überqueren, sondern zu umrunden. Er selbst sei gerade beim Versuch eingebrochen. Das Eis trägt nicht mehr sicher. Solche Tipps sind super und so machen wir uns auf den Weg.
Nymph Lake ist schnell erreicht. Wir umrunden ihn links und klettern dann weiter bergauf. Zum Dream Lake geht es nun schon deutlich steiler. Stellenweise ist der Schnee ziemlich glatt, sodass wir etwas verkrampft hochklettern. Noch geht es aber ohne Spikes.
Über den Dream Lake führt ein breiter Weg, auf dem zahlreiche andere Wanderer unterwegs sind. Das Eis auf dem See scheint also zu tragen und so nehmen auch wir den direkten Weg. Dream Lake liegt wie in einem Kessel und die dort wehenden Windböen treiben kleine Eiskristalle wie Nadelstiche in unsere Gesichter. Wir müssen uns gut einmummeln, wie alle anderen Wanderer auch.
Wir überqueren Dream Lake unbeschadet und kraxeln weiter bergauf zum nächsten See: Emerald Lake.
Um zum nächsten See zu gelangen, müssen wir wieder zurück zum Dream Lake und dann den Abzweig zum Lake Haiyaha finden. Nicht so einfach im tiefen Schnee und bei zahlreichen Spuren von Wanderern und Skiläufern, aber keinem Wegweiser. Auf dem Weg vom Emerald Lake zurück zum Dream Lake müssen wir unsere Spikes anlegen, weil wir sonst keinen Halt bergab finden. Eine gute Investition und "canada proved", also wirklich hilfreich.
Am Dream Lake finden wir einen Abzweig, den wir für den richtigen halten. Leider ist der Schnee hier tief und wir sinken immer wieder ein. Den Weg zum Lake Haiyaha haben offensichtlich bisher nicht viele Wanderer gewählt, also kämpfen wir uns voran.
Wenn wir aus dem Wald treten, offenbaren sich immer wieder schöne Aussichten auf die Berge. Dann geht es wieder ein Stück im Schatten weiter und tatsächlich finden wir irgendwann einen fast zugeschneiten Wegweiser, der auf Lake Haiyaha hinweist. Perfekt, verlaufen haben wir uns also nicht. Wir wandern in ausgewiesener Richtung weiter und kommen auf eine große Lichtung mit zahlreichen Spuren. Wir ahnen, dass der See rechts von uns liegt, überlegen aber, welche der Spuren wir danach nehmen müssen. Wieder keine Wegweiser zu sehen. Aber erst einmal schauen wir zum Lake Haiyaha, der wie alle anderen Seen noch tief verschneit ist (2. Bild).
Wir probieren einige Spuren und entscheiden uns dann für die, die uns am meisten gelaufen erscheint. Und damit machen wir alles richtig. Auch wenn "am meisten" sowas wie 3 Wanderer bedeutet, sind wir auf der richtigen Fährte. Gunnar checkt zwischendurch, wenn wir mal kurz Netz am Handy haben, ob wir halbwegs richtig laufen und das tun wir.
Wir kämpfen uns jetzt - oft bergab zum Glück - durch tiefen Schnee. 1,7 Meilen sind es vom Lake Haiyaha zur nächsten Kreuzung, an der wir dann den Rückweg einschlagen oder noch weitere Seen anhängen können. Das Wandern im Tiefschnee ist auf jeden Fall anstrengend und so legen wir nach 6 km eine Pause ein. Thermokissen raus, Trailmix auf die Hand, kalte Diet Pepsi und vor uns ein fantastischer Blick. Traumhaft. Und die Schneewehe am Wegesrand hat die perfekte Sitzhöhe.
Gestärkt geht es weiter. Wir haben die Hoffnung, dass der Weg ab der nächsten Kreuzung wieder ein bekannterer Wanderweg ist, sodass es sich wieder besser läuft. Aber erst einmal kämpfen wir uns durch den Schnee, teilweise eng an Hängen entlang, sodass wir gut aufpassen müssen, wo wir hintreten, um nicht runterzurutschen. Über uns tropft Wasser von den Felsen, hin und wieder rutscht Schnee von den Felsen oder den Bäumen über uns. Die Temperaturen sind im Laufe des Vormittags deutlich gestiegen und dort, wo die Sonne hinscheint, wird der Schnee "slushy", wie man hier sagt; also matschig.
Unsere Hoffnung bestätigt sich. Von der Loch Mills Junction zu den Alberta Falls und zum Parkplatz ist der Weg stärker frequentiert. Wir begegnen etlichen Wanderern und laufen nun bequem auf plattgetretenem Schnee.
Die Alberta Falls (Bild 3) sind unter den Schneemassen kaum auszumachen, daher halten wir uns nicht lange auf. Wir wandern weiter Richtung Parkplatz.
Verdiente Tailgate Party! Im Auto warten zwei geschmierte Brote auf uns, kalte Getränke und eine Sitzgelegenheit. Herrlich!
Wir verlassen den Nationalpark am frühen Nachmittag und fahren zurück nach Estes Park. Im Safeway holen wir uns 2 Apple Fritter und 2 Heißgetränke von Starbucks und fahren dann über den Fall River Entrance noch einmal in den Park zum "Many Parks Curve Overlook". Dort legen wir eine Pause ein, snacken unsere Apple Fritter und geben dann unseren Parkplatz für andere Besucher auf. Etwas weiter unten an der Straße finden wir einen Parkplatz nur für uns und bleiben dort noch eine Weile in der Sonne, Fenster runter, Country Radio an - ein perfekter Urlaubstag.
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