Kurz vor dem Ende unserer Reise haben wir die Zeitumstellung verinnerlicht und schlafen sehr entspannt bis 7 Uhr. Nach unserem üblichen Frühstück im Zimmer starten wir heute in Richtung Canmore.
Canmore liegt nur 20 km von Banff entfernt und ist nicht nur unser bevorzugter Ort, wenn es um Nahrungsbeschaffung geht, sondern ist an sich auch einen Besuch wert, verfügt über zahlreiche schöne Wanderwege, liegt idyllisch am Bow River und hat schicke Holzhäuser mit fantastischem Blick auf die umliegenden Rocky Mountains, die wir sofort beziehen würden.
In Canmore biegen wir auf den alten Highway 1A ab Richtung Exshaw. Hinter Canmore fängt der Grotto Creek Canyon Trail an, den wir heute wandern möchten. Am Parkplatz steht ein weiteres Auto, also bleiben wir wohl wieder weitestgehend unter uns.
Gunnar ist erst einmal Gentleman und gibt mir einen seiner Pullover ab. Heute früh haben wir 4 °C und ich friere im kalten Wind. Ich darf also sein Merinoshirt tragen und hoffe, dass er dadurch nicht zu sehr friert.
Der Wanderweg in den Grotto Canyon führt zunächst hinter einem Industriegebiet entlang. Nicht besonders schön, aber eben notwendig, um zum Eingang des Canyons zu gelangen.
Hier können wir entweder auf allen Vieren über einen spiegelglatten großen Felsen klettern (machen wir auf dem Hinweg) oder etwas akrobatisch über mehrere kleine Felsen krabbeln (machen wir auf dem Rückweg). Dann laufen wir in einem fast trockenen Flussbett Richtung Canyon. Die Wände sind im unteren Bereich ganz glatt geschliffen. Kann man sich angesichts des kleinen Flüsschens zu unseren Füßen kaum vorstellen, dass Wasser eine solche Kraft hat.
Dann werden die Wände des Canyons höher und nach einiger Zeit stehen wir an den Grotto Falls.
Eigentlich sind an dieser Stelle 3 Wasserfälle. Einen können wir gut identifizieren, zwei sind nahezu ausgetrocknet. Als wir hier im Winter 2021 standen, waren die Wasserfälle riesig und vollkommen vereist. In den Wasserfällen kletterten 2 Eiskletterer. Kaum vorstellbar.
Links neben den Wasserfällen geht der Canyon weiter, der etwas später in ein breites Flussbett übergeht, das aber auch trocken ist. Wir laufen ein wenig im Flussbett, entdecken den "Inukshuk Garden", an dem mehrere Steinmännchen stehen und laufen, soweit wir Lust haben. Das Paar aus dem Auto am Parkplatz kam uns bereits an den Wasserfällen entgegen, daher haben wir den gesamten Canyon für uns allein.
Ein schöner kleiner Canyon, den wir nach einiger Zeit wieder verlassen. Wie so oft in diesem Urlaub kommen uns auf dem Rückweg einige andere Wanderer entgegen. Ich weiß auch nicht, warum wir fast immer irgendwo allein sind.
Nach dieser kurzen und angenehmen Wanderung fahren wir nach Canmore. Morgen fliegen wir zurück nach Deutschland und müssen gewohnheitsmäßig noch einige Besorgungen vorher machen. Da aber das Wetter heute Mittag so schön ist, suchen wir erst noch einmal einen Platz, um die Hausberge von Canmore zu fotografieren. Das sind die Three Sisters, die 3 Schwestern.
Wir kaufen im Save-on-foods unser Abendessen, im Liquor Store eine Flasche kanadischen Rosé, in der Rocky Mountain Bagel Company unser Mittagessen und im Tim Hortons unseren Kaffee.
Dann verlassen wir Canmore Richtung Banff und biegen in der Banff Avenue auf den Tunnel Mountain ab. Dort verspeisen wir mit Blick auf den Bow River und das Fairmont Banff Springs Hotel unser Mittagessen und beratschlagen dann, wie wir den Nachmittag verbringen. Heute Abend heißt es leider schon Koffer packen, aber bis dahin wollen wir den sonnigen Nachmittag bei 14 °C gut nutzen.
Wir müssen gar nicht lange überlegen. Wir bringen unsere Einkäufe ins Hotel und starten dann noch einmal auf den Bow Valley Parkway. Dabei lernen wir immer wieder neue Haltepunkte kennen, obwohl wir den Parkway wirklich schon einige Male gefahren sind. Und wir entdecken dadurch 2 weitere Red Chairs von Parcs Canada.
Um uns herum huschen zahlreiche kleine Chipmunks, die sich von den umliegenden Picknicktischen die Krümel zusammensuchen. Leider gibt es heute nichts zu holen, denn wir sind hier allein und essen nichts.
Nächster Stopp ist die Morant's Curve. Die Sonne strahlt über den Rocky Mountains und zwei professionell wirkende Fotografen haben sich platziert. Ob wir heute Glück haben und einen Zug in der Kurve fotografieren können? Es wäre ein Traum.
Wir warten und warten. Wir sehen Autos kommen und fahren, überstehen einen Reisebus und überdauern einen der beiden Fotografen. Nach anderthalb Stunden geben wir aber auf. Insofern geht der Preis für Geduld ganz klar an den einzigen verbliebenen Fotografen, der vielleicht noch immer an der Morant's Curve ausharrt oder aber das Foto des Tages geschossen hat, weil eine saubere, rote, in der Sonne glänzende Lok der Canadian Pacific Railway in der richtigen Richtung die Kurve entlangfährt. Wir wissen es nicht.
Ein bisschen traurig bin ich ja schon. Nun waren wir schon so oft an dieser Kurve und haben einfach kein Glück mit dem Zug. Auf dem Rückweg bitte ich Kanada daher wenigstens um ein kleines Dickhornschaf-Böckchen, aber auch das bleibt mir auf dem Bow Valley Parkway verwehrt. Wir sind aber schlau. Auf dem Weg zum Mount Norquay gibt es eigentlich immer Schäfchen und so auch heute. Wir kommen schon noch zu unserem Foto!
Am Aussichtspunkt schießen wir noch einige Bilder von Banff und den Vermilion Lakes in der abendlichen Herbstsonne und dann können wir es nicht weiter aufschieben. Wir müssen ins Hotel und unsere Sachen packen.
Nun haben wir unsere Koffer gepackt, unser Abendessen gegessen und trinken unser letztes Bier der Banff Ave Brewing bzw. das letzte Glas kanadischen Weißwein. Ein wenig Traurigkeit macht sich schon breit. Gerade sind wir doch in Vancouver gelandet und haben uns gefreut, dass wir 3 Wochen Kanada vor uns haben. Wo ist nur die Zeit hin?
Den morgigen Tag werden wir in Calgary verbringen, denn unser Flug geht erst am frühen Abend. Wir hoffen mal, dass der Nachtflug uns gleich wieder in die richtige Zeitzone befördert, damit uns der Übergang ab Montag ins Arbeitsleben nicht so schwer fällt, weil wir dauermüde sind.
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