Nachdem es gestern ordentlich geregnet hat, ist das Wetter heute wieder schön vorhergesagt. Wir haben daher gestern schon entschieden, den Gipfel des Sulphur Mountain in Banff zu besuchen. 2021 haben wir die Seilbahn nach oben genommen und einen fantastischen Ausblick auf die Rocky Mountains genossen. Das wiederholen wir heute. Zumindest fast. Gunnar findet, dass wir dieses Mal laufen sollen. 5,5 km pro Strecke klingen machbar. 755 Höhenmeter klingen anstrengend. Es gibt die Möglichkeit, die Seilbahn auch nur für eine Fahrt bergab zu nutzen. Also haben wir die Optionen.
Der Parkplatz ist um 8 Uhr leer und wir starten direkt mal steil bergauf auf den Sulphur Mountain Trail. Die Temperatur liegt bei 1 °C, noch hängen die Wolken in den Tälern, aber es ist trocken und die Luft wunderbar klar.
Uns ist in den letzten Tagen schon aufgefallen, dass die Schneegrenze auf den umliegenden Bergen täglich etwas weiter Richtung Tal wanderte und so laufen wir heute nach dem 1. Kilometer im Schnee. In so sauberem, knirschendem, frischem Schnee, wie man ihn nur weit weg von Straßen und Autos hat. Herrlich.
Der Wanderweg geht über Serpentinen kontinuierlich bergauf. Strecken zum Ausruhen (eben) oder gar bergab - Fehlanzeige. Langsam kämpft sich die Sonne durch die Wolken und lässt sich über uns schon erahnen.
Auf der 2. Hälfte treffen wir auf einen jungen Mann aus Indien, der gerade eine Pause am Wegesrand macht. Er kommentiert den Ausblick mit "welcome to heaven" und er hat so recht.
Wir haben die Wolkendecke durchbrochen und laufen ab jetzt in der prallen Sonne. Wir kämpfen uns nun zu dritt voran, weil unser Begleiter aus Indien nicht allein laufen möchte. Stört uns auch nicht, denn wir plaudern auf Englisch mit ihm und machen unsere kurzen Pausen gemeinsam.
Nach einer Stunde und 45 Minuten haben wir es gemeinsam geschafft. Wir stehen an der Bergstation auf dem Sulphur Mountain und genießen den wunderschönen Blick auf die Gipfel der kanadischen Rocky Mountains. Zwar verbirgt die Wolkendecke den Blick ins Tal, auf Banff und die umliegenden Seen, aber diese weißen Gipfel über den Wolken, der blaue Himmel und die strahlende Sonne machen es wett.
Unser Begleiter schlägt ein Foto zu dritt vor und wir machen mit. Dann trennen sich unsere Wege. Wir laufen von der Bergstation zur Wetterstation, rund 500 m über verschneite Holztreppen.
Wir legen noch eine kurze Biopause ein und schauen im Souvenirgeschäft vorbei. Dann setzt sich Gunnar erneut durch. Meine Idee war eigentlich, für den halben Preis mit der Seilbahn bergab zu fahren, aber er findet, wer hoch läuft, muss auch runter laufen. Wer mehr läuft, kann mehr essen. Recht hat er ja. Also geht es wieder bergab. Etwas vorsichtiger, weil wir unsere Spikes nicht dabei haben und der Weg manchmal ganz schön steil und inzwischen auch rutschig ist. Uns kommen nun zahlreiche anderer Wanderer schwitzend und keuchend entgegen.
Ich habe ja immer den Eindruck, ich wandere total langsam und brauche viele Pausen. Wir waren ziemlich genau 45 Minuten auf dem Gipfel und treffen, als wir wieder runter laufen und ca. 15 Minuten unterwegs sind, auf Wanderer, die wir morgens am Trail an der ersten Kurve überholt haben. Also jetzt bin ich schon ein bisschen stolz auf mich.
Als wir einen Teil des Weges geschafft haben, hören wir jemanden hinter uns rennen. Es ist unser indischer Kumpel und ab jetzt laufen wir wieder zusammen. Wir unterhalten uns über Einreisemodalitäten für unterschiedliche Staatsangehörigkeiten, unsere Arbeit, wo wir so wohnen und dadurch vergeht der Rückweg wie im Flug. Unser "hiking buddy" muss dann unten am Parkplatz zum Shuttlebus, denn er wohnt für ein Jahr in Calgary. Wir verabschieden uns und dann trennen sich unsere Wege.
Der Parkplatz ist inzwischen übrigens komplett überfüllt und die ankommenden Autos drehen Kreise. Wir haben mal wieder gut daran getan, so früh lozuwandern. Wir fahren ins Hotel zurück und ruhen nach 13 km unsere Füße ein bisschen aus.
Den sonnigen Nachmittag genießen wir in Banff. Zuerst gibt es einen Kaffee und eine heiße Schokolade bei Evelyn's, dann einen langen Spaziergang durch Banffs "town center" und am Bow River entlang und dann lassen wir uns in der 3 Bears Brewery draußen die Sonne ins Gesicht scheinen, während Gunnar sich durch die Biersorten probiert und ich ein Cider aus Ontario genieße. Herrlich, das ist Urlaub.
Im IGA Markt kaufen wir etwas Waschmittel und spülen einige Klamotten im guest laundry unseres Hotels durch. Das geht hier immer total schnell. Und weil das Wetter einfach so schön ist, machen wir noch einmal einen längeren Bummel durch Banff, bevor wir es uns nun im Hotel mit unserem Abendessen und Wein und Bier gemütlich machen.
Morgen haben wir etwas besonders Schönes vor und hoffen daher auf gutes Wetter. Mal sehen, ob wir wieder so ein Glück wie heute haben.
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