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Golden: Skybridge und Eagle Express

Wir verlassen heute Revelstoke und fahren nach Golden. Der Weg ist nur rund 150 km lang und führt über den Highway 1 durch den Glacier Nationalpark. Da es unterwegs keine Tankstellen gibt, füllen wir noch einmal den Ford auf, besorgen uns im Starbucks die üblichen Heißgetränke und starten dann gegen 7 Uhr auf den Highway.

Das Wetter spielt mit, der Regen ist abgezogen und immer wieder geben die tief hängenden Wolken einen Blick auf die umliegenden Berge frei. Dabei wird klar, dass auf den Gipfeln der erste Schnee gefallen ist. Herrlich. Es ist Sonntag und der Highway 1 entsprechend wenig befahren. An der Straße selbst wird auch sonntags gearbeitet. Stückweise soll der Highway auf 4 Spuren erweitert werden. Dafür müssen Felskanten weggesprengt werden. Man muss also einplanen, an den Baustellen für 30 Minuten zu stehen, weil kurz gesprengt und danach aufgeräumt wird. Wir haben aber Glück und kommen zum Ende einer solchen Sperrphase an, denn wir stehen nur 4 Minuten.

Wir wechseln unterwegs die Zeitzone und sind jetzt nur noch 8 Stunden hinter der Heimat. Um 10 Uhr öffnet die Golden Skybridge, unser erstes Ziel, das nur 5 Minuten von Golden entfernt liegt. Die beiden Fußgängerhängebrücken sind die höchsten in Kanada und überspannen einmal in 140 m Höhe und einmal in 80 m Höhe das Columbia Valley und den Hospital Creek. Allerdings sind wir von dicken Wolken umgeben und können kaum 50 m weit gucken, als wir auf dem Parkplatz ankommen. Jetzt über die höchsten Hängebrücken zu laufen und keinen Ausblick genießen zu können, erscheint uns wenig attraktiv. Wir canceln unsere Pläne und fahren erst einmal nach Golden Downtown. Der Ort ist ähnlich klein wie Revelstoke. Wir kehren erst einmal in einem kleinen Kaffeeladen ein und beratschlagen, wie es weiter geht.

Nach der kurzen Pause suchen wir die Kicking Horse Pedestrian Bridge. Die Holzbrücke über den Kicking Horse River ist 46 m lang und ein beliebtes Fotomotiv.

Es klart ein wenig mehr auf und wir fahren noch einmal zur Golden Skybrigde. Die Wolken auf dem Parkplatz haben sich verzogen, also probieren wir es. 5 Minuten später haben wir unsere Tickets und erforschen das Gelände. Die Brücken sind "Einbahnwege". Eine Seite (Upper Bridge, 140 m hoch) hin, die andere (Lower Bridge, 80 m hoch) wieder zurück. Neben den beiden Hängebrücken, die im Standardpreis enthalten sind, kann man auch per Zipline den Canyon überqueren. Zudem gibt es eine Sommerrodelbahn (Mountain Coaster), einen Kletterpark und eine Riesenschaukel. Das alles muss man allerdings gesondert buchen und extra bezahlen. Uns scheinen die Hängebrücken attraktiv genug. Erst mal wird aber ungefährlich geschaukelt.

Dann schlägt die Stunde der Wahrheit. Wir stehen an der Upper Bridge und mir zittern die Knie. 140 m auf so einer wackeligen Brücke. Das habe ich unterschätzt. Gunnar hat wenig Probleme mit der Höhe und bleibt hinter mir, um mich jederzeit "retten" zu können. Nicht auszudenken, wenn jetzt eins der Seile nachgibt.

Während Gunnar seinen Spaß hat, kann ich nur meinen Blick auf die Brücke richten. Nach links und rechts traue ich mich nicht. Vor mir laufen leider 3 Personen, von denen eine mindestens so große Angst hat wie ich. Während ich es aber schnell hinter mir haben möchte und schnell laufen möchte, ist es bei ihm genau andersherum. Er geht sehr langsam und sehr vorsichtig. Keine gute Mischung bei uns beiden *lach*. Irgendwann ist es dann geschafft. Wir sind drüben. Gunnar entspannt pfeifend, ich zitternd.

Wir laufen nun an der anderen Seite des Canyons entlang zur zweiten Brücke, die uns zum Ausgangspunkt zurückbringt.

Wir haben es geschafft und beide Brücken überlebt. Die zweite und niedrigere war besser zu laufen, weil weniger Menschen auf ihr waren. Eigentlich sind wir jetzt fertig. Aber irgendwie war es trotz der Angst auch total aufregend, also laufen wir eine zweite Runde. Das Ticket kann man beliebig oft nutzen. Die 2. Runde macht jetzt sogar Spaß und ich kann es mehr genießen und traue mich sogar, in den Canyon zu schauen oder die Handläufe loszulassen, um auch mal Bilder von Gunnar zu schießen.

Das war klasse. Ein drittes Mal? Wir überlegen kurz, aber es reicht dann doch. Wir verlassen die Golden Skybridge und fahren zurück nach Golden. Von hier führt ein ca. 10 km langer Weg zum Kicking Horse Mountain Resort mit einer Seilbahn. Höhe schockt uns ja jetzt nicht mehr, also buchen wir 2 Tickets für die Seilbahn Golden Eagle Express. Die Bergstation ist zwar in den Wolken nicht zu sehen, aber vielleicht ist es ja oberhalb der Wolken sonnig und wir sehen die Gipfel der umliegenden Rocky Mountains?

 

Die Bahn fährt etwa eine Vierteilstunde. Dabei geht es durch dicke Wolken. Auf dem Gipfel ist die Sicht leider etwas eingeschränkt. Zumindest die umliegenden Gipfel können wir sehen. Die Bahn wird überwiegend von Mountainbikern genutzt, die sich mit der Seilbahn hochbringen lassen und dann mit den Rädern runterfahren. Experten bevorzugt, so kann man es zumindest den Hinweistafeln entnehmen.

Wir wählen für den Rückweg natürlich wieder eine Gondel. Als wir wieder unten sind, scheint tatsächlich die Sonne. Wir kaufen kurz im Save on foods unser Abendessen und machen dann noch einen Spaziergang am Kicking Horse River. Die Kicking Horse Pedestrian Bridge ist auch in der Sonne sehr hübsch.

Den Abend verbringen wir mit "Orga-Kram". Wir haben heute Hinweisschilder gesehen, dass um Mitternacht der Highway 1 für mehrere Tage in Richtung Lake Louise/Banff gesperrt wird. In dieser Richtung, nur rund 20 km hinter Golden wollen wir aber 2 Tage wandern gehen. Da befindet sich der Yoho Nationalpark, den wir nun aber über den Highway 1 nicht mehr direkt erreichen können. Durch die Sperrung, die genau hinter Golden beginnt, müssen wir einen Umweg von 150 km pro Strecke auf uns nehmen. Und das dann vier mal in zwei Tagen. Wenig attraktiv. Wir haben daher nun unsere Reise ein wenig umgestellt, zwei von drei Nächten in Golden storniert und eine alternative Unterkunft näher am Wanderort gebucht. Lasst Euch überraschen, wir tun es auf jeden Fall.