Die Wettervorhersage stimmt. Gestern strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen, heute Regen. Wir wollen es zwar nicht glauben, aber es regnet heute früh Hunde und Katzen, wie man so schön sagt.
Den Ort Revelstoke haben wir gestern schon erkundet, der gibt nicht ganz so viel her. Es gibt ein paar Indoor-Aktivitäten (z.B. das Eisenbahnmuseum, eine Kunstgalerie und ein Schwimmbad), aber die reizen uns nicht. Wir ziehen unsere Wandersachen an und fahren erst einmal den Meadows in the Sky Parkway bis zum Gipfel des Mount Revelstoke. Vielleicht ist das Wetter ja oben ganz anders? Auf dem Parkplatz ist nicht viel los.
Wir probieren es kurz, laufen los, drehen dann aber wieder um. Es gießt in Strömen und der Weg, den wir uns ursprünglich überlegt haben, ist mehr als 12 km lang. Das geht so nicht. Wir flüchten noch mal ins Auto und beschließen, eine Weile zu warten. Der Regen soll heute eigentlich nachlassen.
Nach einer guten Stunde im Auto verlassen wir den Nationalpark und kehren nach Revelstoke zurück. Bei Tim Hortons gibt es Frustkaffee und 2 Applefritter. In Revelstoke lässt allerdings der Regen nach. Also wieder hoch? Das wären dann 52 km Fahrt für Kaffee und Applefritter gewesen... welcome to Canada. So ist es eben. Wir fahren den 26 km langen Parkway wieder rauf und tatsächlich regnet es ein bisschen weniger. Nun aber wirklich. Auf gehts.
Die Wolken hängen tief und Ausblick gibt es quasi nicht. Stattdessen aber jede Menge Wasser von oben. Unser Ziel ist der Miller Lake oder Eva Lake. Das können wir am Ende entscheiden. Erst einmal geht es 5,5 km in Richtung Seen. Der Weg startet recht entspannt, verläuft dann mal bergauf, mal bergab, teilweise über Geröllfelder, vielfach aber auch im Wald, was uns ganz recht ist, weil es hier trockener ist.
Vorteil des grauen Wetter ist, dass das Herbstlaub umso schöner leuchtet. Hier im Westen Kanadas gibt es nur wenige der bunten Ahornbäume, aber sehr viele Heidelbeerbüsche, die eine ähnlich schöne Färbung zeigen. Wir unterhalten uns heute viel und laut im Wald, denn an jedem Wanderweg hier oben standen gleich mehrere Hinweisschilder auf Bärenaktivitäten. Ab etwa der Hälfte des Parkways sind aus diesem Grund auch Hunde verboten. Wir haben zum Glück keinen, wurden aber am Eingang unten tatsächlich gefragt, ob wir einen Vierbeiner dabei hätten.
Wir haben aber nicht nur das Glück, dass uns kein Bär begegnet, tatsächlich hört es gegen halb 12 auf zu regnen. Ab jetzt laufen wir trocken und sogar mit ein ganz klein wenig Sonnenschein.
Wir laufen circa 2:15 Stunden ohne größere Pausen (außer an steilen Anstiegen zum Luftholen) und kommen dann an einen Wegweiser. Links geht es zum Eva Lake, rechts zum Miller Lake. Der Eva Lake ist etwas weiter entfernt, soll aber der schönere sein. Also gut, den letzten Kilometer schaffen wir jetzt auch noch und tatsächlich stehen wir kurze Zeit später am wunderschönen Eva Lake.
Am Ufer des Eva Lakes gibt es 3 kleine Campingspots, allerdings ist hier niemand. Neben einer kleinen Hütte gibt es auch ein Klo (immer gut) und etliche Baumstämme, zu Bänken verarbeitet. Der perfekte Platz für eine Mittagspause.
Ausreichend gestärkt treten wir den Heimweg an. Es geht auf dem gleichen Weg zurück und wie das so ist, wenn einem die Füße irgendwann weh tun: der Rückweg kommt einem viel länger vor als der Hinweg *lach*. Hilft aber alles nix. Wieder laufen wir durch Wald und über Geröllfelder, sehen kleine Chipmunks, Squirrel und Pikas, aber zum Glück keine Bären und irgendwann ist auch die trockene Phase vorbei und wir laufen durch Nieselregen. Jetzt ist es egal. Wenn wir nachher im Auto sitzen, warten unsere lauwarmen Getränke im Thermosbecher und zwei Applefritter sowie die Sitzheizung auf uns.
Nach weiteren 2 Stunden haben wir es geschafft. Wir sind zurück am Auto, werfen unsere Regensachen in den Ford, schnappen uns die Applefritter und genießen die Sitzheizung.
Der Abend ist dann für uns auch geklärt. Wir müssen Wäsche waschen. Die fast 4,5 Stunden Wanderung im Regen und über nassen Waldboden haben uns ordentlich eingesaut. Unser Best Western Plus verfügt zum Glück über Waschmaschinen und Trockner.
Unser Abendessen gibt es heute aus dem Southside Market in Revelstoke. Sandwich für Gunnar, Salat für mich. Und vielleicht noch einen regionalen Wein aus dem Okanagan Valley in British Columbia.
Trotz des zunächst bescheidenen Wetters hatten wir einen fantastischen Tag. Mein Lieblingsspruch auf der Arbeit passt auch hier: Es ist, was ist es. Es ist, wie es ist. Und es ist auch das, was wir daraus machen.
In diesem Sinne... bis morgen!
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