Unsere Nächte sind noch immer früh zu Ende. Um 5 Uhr sind wir wach und munter. Unser Hotel bietet kein Frühstück an, also müssen wir uns darum als erstes kümmern. Die meisten Lebensmittelgeschäfte in Whistler machen um 8 Uhr auf. Der Creekside Market ist rund 4 km von Whistler entfernt und öffnet seine Pforten schon um 7 Uhr. Perfekt. Wir fahren mit dem Ford fix nach Creekside und entern den Supermarkt. Hier gibt es alles, was das Wandererherz begehrt. Belegte Brote, Sandwiches, Salate und - ganz wichtig - Applefritter. Wir essen unsere noch warmen Breakfast-Sandwiches im Auto, dann fahren wir zum Ausgangspunkt der heutigen Wanderung. Der Wedgemount Trail ist der schwierigste im Garibaldi Provincial Park. Der Ausgangspunkt befindet sich 2 km vom Sea-to-Sky Highway entfernt. Allradantrieb und große Bodenfreiheit sind erforderlich. Wir haben beides und wagen es.
Die Schotterpiste hat es in sich. Die Schlaglöcher haben eine Größe, dass ein Kleinwagen darin verschwinden könnte. Auweia, aber Gunnar kämpft sich vorsichtig voran und nach 2 km haben wir es geschafft. Auf dem Parkplatz steht nur noch ein weiteres Auto. Wir packen den Rucksack, tauschen Turnschuhe mit Wanderschuhen und laufen los.
Der Weg macht keine Gefangenen. Ab Meter 1 geht es steil bergauf. Nur bergauf. Über Wurzeln und große Steine, durch dunklen Wald und über Geröllwände. Manchmal fast auf allen vieren. Wir kämpfen uns eine gute Stunde nach oben, dann drehen wir um. Wir haben erst ein Fünftel der Strecke geschafft und sind schon mächtig geschafft *lach*.
Wir kraxeln wieder herunter bis in den Wald zurück. Wenn man von Wurzel zu Wurzel klettert, landet man nicht immer ganz sanft auf dem Waldboden. Unser Glück. Durch unser lautes Laufen schrecken wir einen Schwarzbären neben unserem Weg auf. Er erschreckt sich mindestens so wie wir uns, handelt aber instinktiv richtig. Er sprintet vor Schreck den Hang hinauf, wir feuern ihn lauthals an bis er aus unserem Sichtfeld verschwunden ist. Wir hätten ihn nicht gesehen, wenn er sich nicht selbst erschreckt hätte. Interessante Erfahrung, aber tatsächlich nicht beängstigend.
Man tut gut daran, sich im Wald laut zu verhalten. Laut laufen, sich unterhalten, vor nicht einsehbaren Kurven klatschen.
Zurück am Auto suchen wir einen alternativen Wanderweg heraus. Und der ist nicht weit entfernt. Wir fahren in Richtung Cheakamus Lake und wandern den Crater Rim Trail. Wieder mit dabei: das Bärenspray. Nach einem kurzen Weg durch den Wald kommen wir zu einer Hängebrücke. Diese suspension bridges scheinen in Kanada sehr beliebt zu sein.
Mac Laurin's Crossing, so der Name der Hängebrücke, überspannt hier den Cheakamus River und schwingt ordentlich beim Überqueren.
Der Crater Rim Trail, den wir uns ausgesucht haben, ist rund 8 km lang, führt auf weichen Waldwegen zuerst zum Logger Lake, dann immer am Hang bergauf, sodass man irgendwann von oben auf den Logger Lake schauen kann und dann im großen Bogen wieder zurück. Der Loop hat es stellenweise in sich, ist aber deutlich besser zu laufen als der Wedgemount Trail heute früh.
Nach ca. 3 Stunden und ohne weitere Bärenbegegnungen kommen wir wieder an der Hängebrücke an. Von dort sind es nur noch wenige Meter zum Auto und dort ist der richtige Zeitpunkt für eine kleine Tailgate Party.
Noch einmal fahren wir nach Creekside und gönnen uns ein Heißgetränk. Zwischendurch schien heute zwar die Sonne, aber die Temperaturen kamen kaum über 10 °C und so sind wir nach dem Wandern doch einigermaßen fröstelnd unterwegs. Im Rockit Coffee schafft man Abhilfe.
Am frühen Nachmittag fahren wir zurück nach Whistler, besorgen uns im Fresh Market ein Abendessen und ruhen uns dann kurz im Zimmer aus. Vorm zimmereigenen Kamin übrigens.
Auf die Wetter-App ist heute Verlass. Gegen 15 Uhr beginnt der Regen. Da wir uns im Hotel einen Schirm leihen können, unternehmen wir trotzdem noch einen kurzen Spaziergang durch Whistler. Morgen soll das Wetter wieder sonnig, trocken und wärmer werden. Das passt uns gut.
Es sind noch keine Einträge vorhanden.