Gestern sind wir todmüde ins Bett gefallen, heute früh um 3 Uhr wach. Nun ja, das mit dem Jetleg kennen wir ja, aber ein bisschen länger hätte es schon gern sein dürfen.
Um 6.30 Uhr sitzen wir beim Frühstück und genießen eine Portion Frühstückskartoffeln. Gut gestärkt fühlen wir uns bereit für einen Sightseeing-Tag in Vancouver. Dafür fahren wir zunächst mit der Canada Line von der Bridgeport Station in der Nähe unseres Hotels Richtung Waterfront Station. Der Kauf der Fahrkarten ist hier besonders einfach. Man "tappt" einfach seine Kreditkarte am Eingang der Station und erneut am Ausgang und der Betrag wird dann einfach abgebucht. Keine komplizierten Automaten, an denen man herumrechnet, ob sich eine Tageskarte lohnt, keine Frage, ob der Automat nur Bares oder auch die Karte nimmt - so einfach kann es sein.
Der Himmel strahlt blau, die Sonne scheint und es sind milde 15 °C, als wir die überwiegend unterirdisch fahrende Canada Line verlassen und an der Haltestelle Waterfront an die Oberfläche treten. Sonntags um 8 Uhr haben Städte so etwas Ruhiges, Entspanntes an sich. Uns zieht es zunächst zum Viertel Gastown mit seinen alten Backsteingebäuden und einer ganz besonderen Uhr. Diese wird mit Dampf betrieben und gibt die Uhrzeit akustisch mit Pfeifen an. Vorteil von Frühaufstehern: sie haben solche Sehenswürdigkeiten für sich allein.
Nach dem kurzen Abstecher zur Gastown Steam Clock wollen wir am Wasser Richtung Stanley Park laufen. Der große Park liegt nordwestlich vom Stadtzentrum und lädt mit seinen Totem-Pfählen der First Nations zu einem Abstecher ein. Aber auch auf dem Weg dorthin gibt es einiges zu entdecken.
Insbesondere die Häuserfronten am Wasser sind ein echter Hingucker. Aber der Reihe nach. Zunächst zieht es uns zum Canada Place. Hier beginnt der Seawall, der einmal an Vancouvers Küste und seinen vielen Häfen als Rad- und Fußweg entlangführt. Im Coal Harbour starten und landen minütlich kleine Wasserflugzeuge, die Passagiere nach Whistler, Victoria, Seattle oder einfach nur zu einem Rundflug über Vancouver einladen.
Im Vordergrund starten die Wasserflugzeuge, hinter uns glitzern die Häuserfronten in der Morgensonne und dazwischen steht das Denkmal Olympic Cauldron. Vancouver war 2010 Ausrichter der Olympischen Winterspiele und hier brannte das Olympische Feuer während der Spiele.
Ebenfalls seit 2010 steht der "digital orca", ein Kunstwerk von Douglas Coupland am Jack Pool Plaza.
Der Seawall ist inzwischen gut besucht, das wunderbar warme Spätsommerwetter lockt zahlreiche Einheimische und Touristen ans Wasser und in Richtung Stanley Park.
Nach einem guten Fußmarsch überqueren wir eine kleine Brücke und sind im Stanley Park. Der Stanley Park ist über 400 Hektar groß und damit der größte Stadtpark Kanadas. Von der Halbinsel, auf der sich der Stanley Park befindet, haben wir einen schönen Blick auf Vancouver City.
Die 9 Totem-Pfähle am Brockton Point sind die meistbesuchte Sehenswürdigkeit British Columbias und auch hier haben wir wieder Glück, dass nicht ganz so viele Menschen mit uns zusammen dort sind.
Wir folgen dem Seawall noch einen Weile bis zur "Girl in wetsuit"-Skulptur, dann kürzen wir durch den Park ab. Mit dem Rad könnte man die Halbinsel auf dem Seawall umrunden, zu Fuß ist uns das zu weit. Wir durchqueren also den Park an der schmalsten Stelle und treffen an der English Bay wieder auf den Seawall.
An der English Bay befindet sich auch die Skulpturen-Sammlung "A-maze-ing Laughter", 14 lachende Selbstportraits-Bronzeskulpturen des Künstlers Yue Minjun. Die putzigen Kerle machen auf jeden Fall gute Laune und wir lassen uns gern anstecken!
Weiter geht es auf dem Seawall in südlicher Richtung. In der Ferne ist Granville Island mit seinem Public Market schon zu sehen. Unser nächstes Ziel. Da wir aber nicht über die Autobrücke laufen wollen, nehmen wir eine Art Wassertaxi von den False Creek Ferries. Für 8 $ fahren wir zunächst nach Granville Island und von dort später nach Yaletown. Wir müssten sonst ziemlich weit laufen. Die kleinen Wassertaxis fahren alle 5-7 Minuten, an Bord passen nicht mehr als 12 Personen und vom Aquatic Centre Doc sind wir so in wenigen Minuten auf der kleinen Insel Granville Island im False Creek.
Auf Granville Island ist die Hölle los. Wir sind gegen 11.30 Uhr auf der Insel, es ist Mittagszeit und hungrige Menschen schieben sich durch eine tolle Markthalle. Da die Insel auch mit dem Auto erreichbar ist, kreisen zig Fahrzeuge auf der Suche nach einer Parklücke. Da loben wir uns das Wassertaxi, das uns am Dock rausschmeißt, von dem wir in einer Minute Fußweg an der Markthalle sind. Erst mal verschaffen wir uns mit einem Rundgang einen Überblick über das gesamte Angebot.
Unser Mittagessen nehmen wir in der Markthalle ein. Für Gunnar gibt es ein frisches Roasted Chicken Sandwich, ich hole mir an einem anderen Stand eine Clam Chowder Pot Pie, Muschelsuppe unter einer Blätterteigkruste. Himmlisch.
Wir bummeln noch ein wenig über die Insel und kehren dann in der Granville Island Brewing Co. ein. Hier probieren wir uns durch 5 kleine Biere, von denen allerdings keines so richtig begeistert und machen uns dann auf den Weg zurück zum Dock.
Nach wenigen Minuten ist das Wassertaxi da und wir fahren einige Minuten bis nach Yaletown. In Yaletown steht die Canadian Pacific Rail 374. Die Lok war 1887 die erste transkontinentale Lok, fuhr also erstmals von Ozean zu Ozean und wir haben Glück und sind ganz allein im Mini-Museum. Wenn ich nicht eigentlich hätte Lokführerin werden sollen, dann weiß ich auch nicht...
In Yaletown entscheiden wir uns für die Canada Line Richtung Hotel. Wir haben fast 20 km in den Füßen, obwohl es in Vancouver Downtown sicher noch viel mehr zu sehen gäbe. Aber wir brauchen eine kleine Pause im Hotel. Also "tap" an der Bahn und in einer Viertelstunde sind wir an der Haltestelle Bridgeport. Leider erinnern wir uns nicht an den Namen und glauben, unsere Haltestelle hieße Richmond. Als wir in Bridgeport abfahren, erkennen wir die Umgebung. Hier hätten wir aussteigen müssen *lach*. Nun ja, eine Haltestelle später steigen wir aus, tap raus, tap wieder rein auf der anderen Seite und mit der nächsten Bahn, die quasi nur auf uns wartet, zurück zur Bridgeport Station. Kleine Ehrenrunde sozusagen.
Nach einer kurzen Pause im Hotel fahren wir mit dem Auto nach Steveston, wo wir gestern Nachmittag hingefahren wären, wenn unser Flug nicht solche Verspätung gehabt hätte. In Steveston suchen wir uns eine Bank am Wasser und genießen mit einem Kaffee und einem Stückchen Kuchen, das wir aus dem Public Market auf Granville Island mitgebracht haben, den späten Nachmittag.
Wir haben genug wunderbare Erlebnisse für den ersten Tag. Vancouver ist auf jeden Fall einen Besuch wert und wir würden noch einmal wiederkommen. Mit mehr Zeit im Gepäck und dann auf dem Fahrrad. Die Stadt verfügt über zahlreiche Radwege und so hätte man die Möglichkeit, noch viel mehr zu erkunden, als wir heute zu Fuß schaffen konnten.
Es sind noch keine Einträge vorhanden.