Nach unserer ersten Nacht im Pine Inn müssen wir uns erst einmal um die Beschaffung von Frühstück kümmern, denn das ist hier leider nicht dabei. Wir überlegen ein bisschen, in Carmel frühstücken zu gehen, kommen dann aber auf eine ganz andere Idee. Das Wetter in Carmel ist morgen besser vorhergesagt als heute. Einen der beiden Tage wollten wir im Pinnacles Nationalpark verbringen, also nehmen wir den heutigen Tag. Eine Regenwahrscheinlichkeit von 15 % im Pinnacles Nationalpark klingt doch wie ein überschaubares Risiko.
Im Safeway etwas außerhalb von Carmel-by-the-sea besorgen wir uns daher ein roadtriptaugliches Frühstück, dann gehts los.
Die Fahrt von Carmel zum Pinnacles Nationalpark dauert nur etwas über eine Stunde. Wir wählen den Westeingang in Soledad, weil der näher an Carmel liegt und daher schneller zu erreichen ist. Der Park kann von zwei Seiten aus angefahren werden, es gibt aber keine Querverbindung. Von einer zur anderen Seite des Parks geht es nur zu Fuß über Wanderwege.
Am Westeingang gibt es kein richtiges Visitor Center, aber eine Contact Station. Leider öffnet die laut google erst um 10 und wir sind gegen 9.30 Uhr im Park. Wir haben aber Glück, denn als wir den Eingang (an dem kein Ranger sitzt) passieren, sehen wir an der kleinen Station ein Auto stehen und im Auto liegt ein Rangerhut. Es müsste also jemand vor Ort sein und vielleicht lässt er uns ja rein, damit wir unseren Patch bekommen und auch eine Wanderkarte. Wir haben Glück, denn genau so ist es.
Wir zeigen kurz unseren Annual Pass, kaufen zur Erinnerung einen Patch und bekommen eine Karte des Gebiets. Im Internet hatte ich gestern schon mögliche Wege ausgesucht, aber mit einer konkreten Karte wandert es sich natürlich besser, als mit einer schriftlich ausformulierten Wegbeschreibung. Von der Contact Station fahren wir zum Chaparrel Trailhead.
Ich hatte mir den Balconies Cave Trail ausgesucht (easy bis moderate), alternativ auch den Juniper-Canyon-High-Peaks-Trail (strenous). Wir schlüpfen in unsere Wanderschuhe und laufen zum Ausgangspunkt. Links herum zur Cave oder rechts herum zum High Peak? Rechts herum...
Die Felsformationen des Pinnacles Nationalparks sind vulkanischen Ursprungs. Pinnacle ist das englische Wort für Felsnadel. Das Pinnacles Vulkanfeld ist 23 Millionen Jahre alt und befand sich nicht immer an dieser Stelle. Sein Ursprung liegt 195 Meilen südlich. Dass die Felsnadeln jetzt hier liegen, hängt mit den San Andreas Verwerfungen zusammen, die dafür gesorgt haben, dass sich das ursprüngliche Vulkangebiet teilte und ein Teil nordwärts wandert. Zusätzliche Erdbeben haben die Risse in den Gesteinen verursacht. Soweit die Theorie. Nun die Praxis: Der Juniper Canyon Trail steigt zunächst nur leicht an und ist vor allem trocken.
Irgendwann fängt es an zu nieseln, aber das hält uns jetzt nicht auf. Wir schützen unsere Rucksäcke mit den integrierten Regenhauben und wandern weiter über Serpentinen bergauf.
Der Regen wird stärker, aber wir gewinnen schnell an Höhe. Wir können ganz in der Ferne unser Auto auf dem Parkplatz sehen. Wir legen eine kurze Pause unter einem Felsvorsprung ein, der uns für einen Moment trocken hält.
An einer Wanderwegkreuzung können wir jetzt entscheiden, ob wir zurückwandern oder den High Peaks Loop Trail laufen. Wir sind jetzt schon tief im Gebiet der Pinnacles, aber hier aufhören und umkehren, wenn wir noch ein bisschen näher herankommen können? Keine gute Idee. Wir laufen den Loop entgegen dem Uhrzeigersinn und erst einmal geht es wieder bergauf. Leider nimmt mit den Höhenmetern auch der Regen zu.
Unsere Laune ist ungebrochen gut. Wir schaffen auch diesen Anstieg und stehen dann am Scout Peak. Von hier aus können wir die Pinnacles auf einem kleinen Loop umrunden, dann landen wir wieder an der ersten Kreuzung. Der Wind peitscht hier oben und der Regen kann jetzt auch mit viel Fantasie nicht mehr als leicht, Schauer oder Niesel bezeichnet werden.
Der High Peaks Trail ist ab einem Teilstück laut Karte "steep and narrow", also steil und schmal. Wir sind mal gespannt, was das bedeutet. Nass sind wir jetzt, also ist es auch egal. Wir laufen den "steep and narrow" High Peaks Trail.
Der Weg macht richtig Laune. Der Wind peitscht uns den Regen nun zwar waagerecht ins Gesicht und wenn wir uns an den Geländern festhalten müssen, frieren uns fast die Hände ab, aber insgesamt ist der Weg toll. Es kommen uns einige Wanderer entgegen, alle kämpfen mit dem Wetter, aber jeder ist zu Scherzen aufgelegt. "What a lovely day for a hike."
Vom High Peak Trail kommen wir auf den Tunnel Trail, der nun etwas moderater zu bewältigen ist und von dort wieder auf den Juniper Canyon Trail, der uns zurück zum Auto bringt.
Nach gut 2,5 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt der Wanderung. Wir sind ziemlich nass, aber eigentlich wollten wir ja noch zur Balconies Cave. Der Pinnacles Nationalpark führt einen nämlich nicht nur nach ganz oben, sondern auch nach ganz unten. Bevor wir jetzt am Auto stoppen und uns dann nicht mehr aufraffen können, hängen wir diesen kurzen Trail noch an. Relativ eben geht es zur Balconies Cave. Die Höhle kann durchquert werden und ist dann Teil eines 4 km langen Loops, aber erstens braucht man für den Höhlenteil eine Taschenlampe und unsere liegt sicher und warm im Hotelzimmer und zweitens sind unsere Jacken inzwischen durchnässt, sodass wir den Loop nicht vollenden.
Ich traue mich nur auf die ersten Meter in die Höhle; dort, wo man noch halbwegs aufrecht laufen kann und von oben etwas Tageslicht hineinscheint. Als es unter einem großen Felsen in gebückter Haltung durch geht, passe ich. Gunnar läuft noch etwas tiefer in die Höhle hinein, kommt dann aber zu meiner Freude bald auch wieder raus. Das war ein netter Abschluss unseres Wandertags im Pinnacles Nationalpark. Uns hat der Park super gut gefallen. Das einzige, was wir hier leider nicht gesehen haben, waren die Kalifornischen Kondore, die hier heimisch sind. Vermutlich hatten sie beim Regen keine Lust, sich draußen aufzuhalten.
Vom Pinnacles Nationalpark geht es jetzt nach Soledad, einen heißen Kaffee besorgen und zur CVS Pharmacy. Mich plagt seit mehreren Tagen eine Erkältung und nun brauche ich doch mal ein Medikament. Ich werde nett beraten und als ich das Medikament kaufen möchte, muss ich meine ID vorzeigen. Kein Problem, denn den Ausweis hat man ja immer dabei. Das Problem taucht auf, als die Apotheke ihn scannen möchte. Das geht hier natürlich nicht. Es braucht am Ende 3 Mitarbeiterinnen, die das System überlisten, sodass ich sehr erleichtert mit meinem Medikament den Laden verlassen darf. Nun hoffen wir mal auf eine schnelle Genesung. Gunnar ist ja der Meinung, wir hätten die Erkältung heute durch Aktivität ausgetrieben und vielleicht hat er Recht, denn heute Abend geht es mir viel besser als heute früh *lach*.
Den Nachmittag verbringen wir noch mal ein bisschen auf dem Highway 1, genießen den Blick auf die Küste und kümmern uns dann um unser Abendessen. Wir bleiben bescheiden und holen uns im Luckies California eine heiße Suppe und ein Sandwich sowie eine Portion Sushi und sind zufrieden, satt und deutlich weniger Geld los als gestern Abend.
Hoffen wir mal, dass die Wettervorhersage für morgen ein bisschen treffsicherer ist, denn Regen hatten wir heute genug.
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