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Vernal & Nevada Falls

Im Mariposa Inn kann man es gut aushalten. Hier ist es nachts so ruhig, dass ich wirklich nicht verstehe, warum das Hotel Ohrenstöpsel für seine Übernachtungsgäste bereithält. Ab 4 Uhr hört man das eine oder andere Vögelchen, aber das ist es dann auch schon.

 

 Da wir nach unserem Mammutmarsch gestern zeitig im Bett waren, fällt das frühe Aufstehen heute nicht schwer. Um 6 Uhr sind wir im Frühstücksraum, um 6.30 Uhr im Pony Express Coffee House und um 7.45 Uhr am Trailhead in Curry Village im Yosemite Nationalpark. 

 

Unser heutiges Ziel sind die Vernal und Nevada Falls. Einige Teile des Wanderwegs sind wegen Steinschlaggefahr im Winter geschlossen, aber es gibt eine alternative Winterroute, die uns im Visitor Center auch empfohlen wurde. Diese ist etwas länger und führt über den Clark Point. Wir lassen uns überraschen.

 

Zunächst geht es mal ein Stück durch den Wald, um vom Parkplatz überhaupt zum Trailhead zu kommen. Hier finden wir eine Wanderkarte mit der Winterroute und fotografieren sie sicherheitshalber ab. 

Der erste Teil des Weges bis zur Vernal Bridge geht zwar steil nach oben, ist aber asphaltiert. Wir laufen am Merced River entlang und sind beeindruckt von den hohen Felswänden zu beiden Seiten. Man kommt sich richtig klein vor. Vom Trail aus haben wir einen schönen Blick zum Yosemite Fall, den wir gestern erwandert haben.

Heute früh ist es noch kühl, aber der Weg nach oben sorgt dafür, dass uns schnell warm wird. Mit uns sind wieder nur wenige Wanderer unterwegs. Die Vernal Bridge ist schnell erreicht. Unter uns rauschen die Wassermassen, in der Ferne ist unser Ziel, der Vernal Fall zu sehen. 

Hinter der Vernal Bridge teilt sich der Wanderweg. Links geht der gesperrte Mist Trail ab, der an einer Felswand direkt zum Wasserfall führt, rechts die alternative Winterroute. So wie gestern führt diese Route in Serpentinen immer höher.

Wie gestern liegt auch hier noch etwas Schnee an einigen Stellen, der die Wanderung etwas kniffliger macht. An einigen Stellen haben wir Glück, dass die Fußstapfen der vorherigen Wanderer so tief und überfroren sind, dass wir Halt darin finden. An anderen Stellen nehmen wir Klettertouren auf uns, um die glatten Schneefelder am Abhang zu umgehen. Das letzte Bild zeigt ganz gut, dass der Schnee taut und man schnell ein Stück einbrechen kann. 

 

Nach etlichen Serpentinen kommen wir im Sonnenschein am Clark Point an. Lange liefen wir im Schatten der Felswände, nun sind wir auf der Sonnenseite angekommen. Herrlich.

Wir hören das Rauschen des Vernal Fall und sehen neben dem Half Dome und dem Liberty Cap den Nevada Fall.

Vom Clark Point aus führt der Wanderweg eine Weile bergab. An einer Weggabelung entscheiden wir uns für den rechten Abzweig Richtung Nevada Fall.  Wir klettern wieder über Felsen und Steintreppen, dann stehen wir an einer Brücke über den Merced River. Sie befindet sich mittig zwischen dem Vernal Fall (unten) und dem Nevada Fall (oben). Zeit für eine Pause.

In der Nähe des Wasserfalls ist es merklich kälter. Also genug gerastet. Wir laufen weiter zum Fuß des Nevada Fall. Hier spüren wir nicht nur die Kälte, sondern auch jede Menge Gischt in der Luft. Im Hochsommer wäre das sicher angenehm, dann führen die Wasserfälle hier aber nicht so viel Wasser. Keine Ahnung also, ob dieser Plan aufgehen könnte. 

Langsam machen wir uns auf den Rückweg. An der Brücke warten wir kurz bis ein Pärchen seine Wandervideos abgedreht hat und versuchen dann selbst ein adäquates Brückenfoto nachzustellen. Ich sag mal na ja...

An der Wegkreuzung, an der wir vorhin Richtung Nevada Fall abgebogen sind, schlagen wir jetzt den Weg zum Emerald Pool ein. Von dort wollen wir zur Aussichtsplattform direkt an den Vernal Fall. Aufgrund der Schneeschmelze ist der Pool nicht nur gut gefüllt, sondern auch reißend. Hier besteht Lebensgefahr. Wobei es uns jetzt auch nicht unbedingt in das eiskalte Wasser des Merced River zieht, der hier über die vielen Wasserfälle ins Tal rauscht. 

An der Aussichtsplattform startet der Mist Trail, der dann bis zur Vernal Bridge verläuft. Wir überlegen ganz kurz, ob wir uns über das Verbot hinwegsetzen. Aber Steinschlaggefahr nehmen wir schon ernst. Und man stelle sich vor, wir laufen die 600 Treppen nach unten, entgehen den Steinschlägen, stehen dann aber vor einem Felsen, der den Weg blockiert. Nein, wir bleiben gesetzestreu und nehmen die Winterroute zurück. 

 

Zuerst kämpfen wir uns wieder Richtung Clark Point. Nun natürlich wieder bergauf. Dabei finden wir aber noch den einen oder anderen Platz, der nicht nur zum Foto, sondern auch zu einem Päuschen einlädt, bis Puls und Atmung wieder normal laufen und wir den nächsten Anstieg bewältigen können. 

 

Der Vernal Fall ist beeindruckend. Wir haben wirklich die richtige Zeit erwischt. Im Frühjahr sind die Wasserfälle aufgrund der Schneeschmelze reißend. Manche Wasserfälle im Park sind im Sommer und Herbst komplett trocken. Das droht uns hier nicht.

Als wir am Clark Point ankommen, ist es Mittagszeit, also legen wir eine kurze Pause ein, verspeisen unsere Käsebrot und machen uns dann auf den Heimweg. Inzwischen sind deutlich mehr Menschen auf dem Trail unterwegs. An den glatten Eisflächen und an engeren Kehren müssen wir hin und wieder warten oder uns verständigen, wer zuerst geht, aber am Ende kommen wir gut wieder an der Vernal Bridge an. Ganz verwegen laufen wir auf dem gesperrten Mist Trail noch einige Meter, um einen letzten Blick auf den Vernal Fall von unten zu werfen, dann flitzen wir aber schnell wieder auf die alternative Winterroute, denn den gesperrten  Mist Trail zu benutzen, kann bis zu 5.000 $ Strafe kosten. 

Von der Vernal Bridge aus geht es jetzt wieder auf dem asphaltierten Weg bergab. Summt ordentlich in den Füßen und wir sind froh, als wir den Parkplatz erreichen. Zeit für eine Tailgate Party mit kalter Coke aus der Kühlbox!

5,5 Stunden waren wir heute unterwegs. Wir tauschen Wanderschuhe gegen Sneaker und machen uns auf den Rückweg nach Mariposa. Am Fuß des El Capitan legen wir noch eine kurze Pause ein, dann geht es heimwärts.

Im Hotel legen wir nur einen kurzen Stopp ein, dann fahren wir in Richtung Oakhurst. Unser Supermarkt in Mariposa hat zwar alles, was wir brauchen, aber irgendwie zieht es uns noch mal in einen größeren Ort. 30 Meilen weiter ist Oakhurst und da ist ordentlich was los. Mehrere Märkte und Geschäfte, Tankstellen und alles, was wir heute brauchen. Wir erledigen unsere Einkäufe, holen unser Abendessen für zwei Tage, tanken den Jeep zu etwas günstigeren Preisen als in Mariposa, holen uns noch einen Americano und einen Vanilla Latte von Starbucks und fahren dann auf dem Highway 49 zurück zum Motel. Für heute reicht es. Morgen haben wir noch einen letzten Tag im Yosemite und etwas sehr Schönes vor. Stay tuned...