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Yosemite für Anfänger

Wir verlassen die Stadt und widmen uns der Natur. Rund 200 Meilen sind heute von San Francisco zum Yosemite Nationalpark zu bewältigen. Wir starten gegen 7 Uhr, nachdem wir uns im Holiday Inn Express mit einem soliden Frühstück gestärkt und im Starbucks um die Ecke mit 2 Heißgetränken versorgt haben.

 

Auf dem Weg zum Yosemite Nationalpark  legen wir eine kurze Pause in einem Walmart und im Bass Pro Shop ein. Der Bass Pro Shop ist ein Paradies für Angler, Camper und Jäger, aber auch "Normalos" wie uns lassen sie rein. Wir schlendern einen Moment zwischen Angelzubehör, Outdoorkleidung, Booten, Campingnahrung und jeder Menge ausgestopfter Tiere sowie einem großen Wasserbecken mit lebenden Fischen umher und setzen unsere Reise zum Yosemite Nationalpark fort. Im Gepäck nun eine leichte Windjacke für mich und 2 Shirts für Gunnar. Die nächsten Tage werden sommerlich warm und die Jacke, die ich dabei habe, wird definitiv zu warm sein.

Wir nähern uns dem Nationalpark über den Highway 120, vorbei an zahlreichen Obstplantagen, die mit Erdbeeren, Orangen und Äpfeln locken. Links und rechts des Highways liegen grüne, saftige Hügel; dann windet sich der Highway über 8 Meilen engste Serpentinen die Berge hoch. 

Der Highway 120 führt uns zur Rangerstation Big Oak Flat Entrance. Dort zeigen wir unseren Jahrespass für die Amerikanischen Nationalparks, den wir im vergangenen September in Washington gekauft haben und der noch gültig ist und ernten erst einmal Begeisterung von der freundlichen Rangerin am Eingang. Sie versorgt uns mit der obligatorischen Nationalparkmappe und einer Wanderkarte und dann sind wir auch schon im Yosemite Nationalpark. Vor uns sind nur wenige andere Autos, was uns erst einmal positiv stimmt.

 

Auf der Fahrt  vom Big Oak Flat Entrance zum Yosemite Valley steigt die Temperatur auf über 72 °Fahrenheit, also gut 22 °C und die Sonne lacht am wolkenlosen Himmel. Je höher wir kommen, desto mehr Schnee liegt zwischen den Bäumen. Die Straßen sind allerdings alle geräumt. 

Unser Ziel heißt heute Yosemite Village. Dort befindet sich das Visitor Center und das suchen wir üblicherweise zuerst auf. Wir haben schon zu Hause mögliche Wanderungen herausgesucht, aber es ist immer sinnvoll, sich einmal bei den Rangern zu vergewissern, ob die Wege passierbar sind, ob es Sperrungen gibt oder ob es bessere Ideen als unsere gibt. 

 

Der Weg zum Yosemite Valley soll jedoch länger dauern. Warum? Weil wir zahlreiche Fotostopps einlegen müssen.

Nach einem ersten Blick ins Tal auf den Merced River folgen zahlreiche Wasserfälle. Der Winter im Yosemite Nationalpark war ungewöhnlich schneereich, die Homepage des National Park Services beschreibt die Schneemengen als 240% höher als in anderen Jahren. Die Schneeschmelze jetzt im Frühjahr führt zu reißenden Wasserfällen, die die steilen Granitfelswände hinunterstürzen. 

Wir folgen der Big Oak Flat Road weiter ins Tal und biegen dann auf die El Portal Road ins Yosemite Valley ab. Immer wieder müssen wir am Rand parken, was aber trotz zahlreicher Besucher erstaunlich unkompliziert klappt. Da es viele Fotostopps gibt, bleiben die Menschen immer nur kurz und so werden immer wieder schnell Lücken am Rand frei. 

Als wir im Yosemite Village ankommen, fährt gerade ein anderer Wagen aus einer Parklücke, sodass wir auch hier ohne Suchen sofort einen guten Parkplatz haben, und das sogar im Schatten, denn inzwischen ist es deutlich über 20 °C warm und die Sonne knallt ins Tal. 

 

Im Yosemite Village suchen wir das Visitor Center auf, lassen uns unsere Wanderungen "bestätigen" und verspeisen dann im Auto unsere Wraps, die wir morgens im Walmart gekauft haben. Dann schlüpfen wir in Wanderhose und Wanderschuhe und laufen einen kurzen Rundweg zum Lower Yosemite Fall. Dieser kleine Loop ist nicht anstrengend und führt zum Fuß des Lower Fall. Auf dem Weg sieht - und vor allem hört - man auch den Upper Fall. Das Wasser dröhnt beim Fall in die Tiefe. Kaum vorstellbar, dass dieser Wasserfall im Sommer und Herbst komplett austrocknet. 

Aus dem Tal heraus ist immer wieder der berühmte Half Dome zu sehen (Bild ganz rechts). Der Half Dome kann im Sommer bestiegen werden. Dann werden an der Schräge Kabel befestigt, an denen man sich auf den steilen Berg ziehen kann, denn andernfalls müsste man wohl auf allen Vieren hochkrabbeln, so steil ist der Weg. Tickets für diese Tour können im März über eine Ticketlotterie gewonnen werden. Aktuell ist der Weg jedoch von Schneemassen versperrt. Frühestens ab Ende Mai, aufgrund des langen Winters vielleicht noch später, ist laut Homepage des Parks eine Wanderung auf den Half Dome möglich. Wir begnügen uns für heute also mit einem Blick aus dem Tal auf den markanten Granitfelsen.

 

Unser Lower Fall Loop führt uns direkt zum Fuß des Lower Falls und die Gischt des Wasserfalls sorgt dafür, dass die zahlreichen Besucher hier nur ganz kurz für ein paar Fotos verweilen. Dann eilen alle wieder aus der Gischt und trocknen Kameras und Handys. Und meine Windjacke aus dem Bass Pro Shop besteht einer erste kleine Feuertaufe und hält mich trocken.

Der Loop führt zurück über die Wiesen zum Yosemite Village. Der Blick über die Wiesen zum Half Dome und zum Yosemite Fall ist traumhaft. 

Nach einer kurzen Rast am Merced River laufen wir zurück zum Auto. Für einen ersten kurzen "Anfänger-Nachmittag" im Yosemite Nationalpark reicht es. Die nächsten 3 Tage werden wir uns längere Wanderungen vornehmen, aber zur Einstimmung auf diesen traumhaften Park war dieser kleine Rundwanderweg wunderbar. Wir hoffen allerdings sehr, dass auf den kommenden, längeren Wanderungen die Zahl der Besucher spürbar abnimmt. Heute waren wirklich Busladungen unterwegs. 

 

Vom Yosemite Valley sind es rund 43 Meilen nach Mariposa. Im Mariposa Yosemite Inn werden wir die kommenden 4 Nächte schlafen. Eigentlich soll der Weg vom Valley nach Mariposa gute 55 Minuten dauern, allerdings müssen wir auf den engen Straßen wegen einer Baustelle längere Zeit warten und dann teilen wir uns die Straße auch noch mit etlichen Schulbussen, die man aufgrund der Straßenverhältnisse nicht so einfach überholen kann. Wir brauchen also fast anderthalb Stunden und hoffen sehr, dass wir in den kommenden 3 Tagen ein bisschen fixer rein und raus kommen.

 

Auf dem Weg aus dem Tal heraus werfen wir noch einen kurzen Blick auf El Capitan, den 2. sehr prägnanten Granitfelsen im Yosemite Nationalpark. 

In Mariposa tanken wir den Jeep, unternehmen noch einen kurzen Bummel durch Mariposas historisches Zentrum, wobei wir feststellen, dass die kleinen Geschäfte schon um 17 oder 18 Uhr schließen und wir leider erst um 18.30 Uhr unterwegs sind. Macht nichts, Bewegung schadet ja nicht. Nun haben wir es uns in unserem Zimmer gemütlich gemacht und zu Abend gegessen und planen den morgigen Tag.