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5 Strände und ein Regenwald

Frühes Aufstehen ist angesagt. Der Wetterbericht hat einen Tag voller Sonne vorhergesagt. Die sommerlichen Temperaturen haben wir hier an der Küste zwar nicht mehr, aber 17 Grad und Sonne sollten sich für unseren heutigen Plan durchaus gut machen.

 

Nachdem wir Ruby Beach gestern Nachmittag in schwarz-weiß erlebt haben, wollen wir ihn heute noch einmal bei Sonne sehen und als wir die Vorhänge im Motel zurückziehen, sehen wir auch schon den klaren Morgenhimmel am Horizont, kurz bevor die Sonne aufgeht.

 

In einer kleinen Espressohütte gibt es ein Heißgetränk, dann starten wir noch einmal Richtung Ruby Beach. Die Fahrt zieht sich, aber sie soll sich lohnen.

Am Parkplatz des Ruby Beach stehen nur 4 weitere Autos und als wir aussteigen, schlägt uns der kühle Morgen entgegen. Dann wohl heute früh mit Mütze. Brrr...

 

Dann laufen wir den kurzen Weg zum Strand hinunter. Die Sonne ist zwar vor 10 Minuten aufgegangen, reicht aber noch nicht über die Bäume, sodass der Strand und seine Felsen noch im Schatten liegen. Erst langsam wird es hell und sonnig. Die Ebbe hat die Felsen freigelegt und wir suchen und finden in den Tide Pools jede Menge Anemonen und anderes Getier, müssen aber aufpassen, denn die Flut drückt rein und wo wir grad noch trocken laufen konnten, kommen wir 2 Minuten später nicht mehr zurück.

Die Sonne erreicht endlich die Felsen im Wasser und leuchtet kurze Zeit später den Strand aus. Traumhaft. 

Langsam kommen mehr Menschen am Ruby Beach an und für uns ist das immer das Zeichen, den Platz zu räumen. Wir mögen es ja lieber einsam. Ein letzter Blick von weiter oben auf den wunderschönen Ruby Beach, dann geht es weiter.

Südlich von Ruby Beach schließen sich noch die Beaches 4, 3, 2, Kalaloch und 1 an. Wir fahren zu Beach 2 und müssen einen kleinen Trail nach unten laufen. Beach 2 ist allerdings aufgrund der kommenden Flut nicht gut zu bewandern, sodass wir hier nur einen kurzen Stopp einlegen. Wenn wir jetzt über die Felsen klettern, kommen wir später nicht trockenen Fußes zurück und so leichtsinnig sind wir angesichts der Flut nicht. Wir genießen einen kurzen Moment der Stille, denn mit uns sind nur ein paar Möwen am Strand, dann geht es zurück zum Auto.

Wir fahren weiter nach Kalaloch. Hier gibt es einen großen Campingplatz direkt am Strand. Nördlich vom Campingplatz gibt es den "Tree of Life" (auch Grandmother Tree), der über einer kleinen Flussmündung wächst und sich nur rechts und links an die Felsen klammert und dennoch überlebt. Seine Wurzeln hängen in der Luft.

Was es hier durch die Ebbe ebenfalls gibt, sind zahlreiche angespülte und völlig intakte Sanddollar. Man kann fast nur drauftreten, so zahlreich liegen sie hier herum. Was müssen wir in Florida immer danach suchen!

Nach 3 Stränden brauchen wir jetzt Abwechslung. Wir fahren zurück Richtung Forks, biegen aber vorher in den Hoh Rainforest ab. Dieser liegt wieder im Gebiet des Olympic Nationalparks und wir müssen unseren Jahrespass vorzeigen. "Looks good", sagt der Ranger und gibt uns noch einen aktuellen Plan vom Park mit, dann suchen wir schon eine Parklücke am Visitor Center. Wir wollen den "Hall of Mosses" und den "Spruce Nature Trail" laufen. Das sind zwei kurze Wanderungen durch den Regenwald und sie sind spannend, wenn Gunnars Begeisterung sich auch etwas in Grenzen hält. Klar, es sind "nur" Bäume, aber es handelt sich eben um einen von nur noch wenigen gemäßigten Regenwäldern in den USA. Die moosbehangenen Bäume, die vielen Farne, die unterschiedlichen Wuchsformen - das ist schon spannend. 

Wir laufen beide Trails und verlassen dann den Hoh Rainforest. Es gäbe noch einen dritten Trail, aber für 17,5 Meilen (28 km) sind wir heute nicht bereit.  Wir fahren vom Hoh Rainforest zurück nach Forks, holen uns im Supermarkt einen Mittagssnack und probieren im Auto unseren ersten Corndog. Kann man essen. Aber nicht so oft...

Der Tag ist noch jung und das Wetter so schön, dass wir wieder ans Wasser wollen. Washingtons Küste ist einfach zu schön. Wir fahren nördlich von Forks auf den Highway 110 Richtung La Push. Auch hier befinden sich mehrere Strände, die ebenfalls nummeriert sind. Wieder entscheiden wir uns für den Second Beach und müssen dieses Mal erst 0,8 Meilen durch den Wald laufen bis wir am Strand stehen. Second Beach ist als Drehort aus der Twilight-Saga bekannt. Wir freuen uns, dass wir ihn trotz aller Bekanntheit fast für uns allein haben. Es ist früher Nachmittag, die Sonne scheint und wärmt noch wunderbar, also machen wir es uns gemütlich (Gunnar baut dafür eine wunderbare Sitzgelegenheit aus Treibholz) und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen.

Das Wellenrauschen macht müde. Da wir aber keine Sonnencreme dabei haben und unsere Basecaps sicher im Auto liegen, machen wir uns langsam auf den Rückweg. Erst klettern wir über 171 "Stufen" wieder zurück in den Wald, dann geht es ein Stückchen bergab und dann sind wir schon wieder am Auto. 1,3 Kilometer nehmen wir nach unseren Wanderungen in diesem Urlaub überhaupt nicht mehr wahr.

 

Vom Second Beach geht es noch einmal zum Rialto Beach, dann haben wir aber auch fast alle Strände im näheren Umfeld gesehen. Rialto Beach ist mehr wir Ruby Beach, mit steinigem Strand statt weichem Sand. Am Ufer liegen Unmengen glatt geschliffenes und von der Sonne gebleichtes Treibholz.

 

Ein riesiger Baum scheint vor nicht allzu langer Zeit umgestürzt zu sein. Seine Äste hat das Meer noch nicht komplett abgeschliffen. Während ich immer einen Weg um das Treibholz herum suche, nimmt Gunnar eigentlich immer den Weg direkt darüber hinweg. Rialto Beach macht einfach Spaß. Zumindest solange, bis Gunnar mich mit Blasentang schlägt...

Spaß muss sein, aber den haben wir eigentlich immer... ob nun an einer provisorischen Schaukel am Second Beach oder mit "Klötentang".