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Bergauf, bergauf und dann *boom*

Okay, Hand aufs Herz: das Essen gestern Abend war so lala, das Wasser unter der Dusche zumindest bei mir nur noch lauwarm und das superweiche Bett verursacht Rückenschmerzen. Nun muss der Tag wirklich was rausholen, damit ich von Concrete begeistert bin.


Etwas erschwerend kommt hinzu, dass wir das Türschloss zur Wohnung in seiner Logik nicht verstehen (vielleicht ist es auch defekt) und es uns nicht gelingt, die Tür von außen zu verschließen. Sie lässt sich nach dem Abschließen problemlos ohne Schlüssel öffnen. Was nun? Concrete wirkt schon klein und gemütlich und nicht wie ein Hort an Kriminalität, aber Laptops und Wertsachen in einem unverschlossenen Zimmer lassen? Hm, wir packen die wichtigen Sachen ein und deponieren einen Handgepäckskoffer im Auto. „Lassen Sie keine Wertsachen im Auto“ steht an allen Parkplätzen, aber was willste machen? 

 

Ich habe schon zu Hause mögliche Wanderwege herausgesucht und somit ist klar, dass wir uns heute auf den Cascade Pass Trail begeben. Aber first things first: Wir brauchen Frühstück. Das Mount Baker Hotel bietet keins, also fahren wir das "North Cascades Perk" in Concrete an, holen uns einen Americano und einen Vanilla Latte, 2 Bagel und eine Waffel. Dann starten wir wieder Richtung North Cascades Nationalpark, biegen in Marblemount aber vom Highway 20 auf die Cascade Road ab. Zunächst noch asphaltiert wird sie irgendwann zur Dirt Road und das für immerhin 23 Meilen. Es dauert also seine Zeit, bis wir uns zum Trailhead vorgearbeitet haben. 

Wir sind froh über den Allradantrieb, denn die Straße ist alles andere als bequem zu fahren. Das Fahrzeug vor uns wirbelt dazu noch so viel Staub auf, dass wir stellenweise blind fahren. Es geht aber alles gut und nach rund 45 Minuten kommen wir am Parkplatz und Ausgangspunkt der Wanderung an. Und der ist voll. Ich bin kurz ernüchtert, aber was habe ich auch gedacht? Es ist Sonntag, es sind 28 Grad und Sonnenschein pur vorhergesagt und natürlich nutzen alle "Washingtonians" diesen Tag, um den Cascade Pass Trail zu laufen. Es hilft nichts. Wir suchen uns einen Parkplatz am Straßenrand und laufen los. Immerhin scheint die Gefahr, dass jemand unseren „Wertsachenkoffer“ aus dem Auto stiehlt, etwas gemindert, wenn viel los ist. 

 

Der Wanderweg ist ca. 5,4 km lang und führt 560 m bergauf. Zunächst laufen wir über sog. "switchbacks", also Serpentinen durch den Wald immer am Hang nach oben. Das läuft sich besser als erwartet und immer mal wieder ergibt sich ein Blick auf die umliegenden Berge und Gletscher.

Nach gut anderthalb Stunden kommen wir aus dem bewaldeten Teil heraus und laufen etwas ebener über Geröll und direkt am Hang entlang - mit atemberaubendem Ausblick. Und ich würde sagen, wir sind genau zur richtigen Zeit hier. Die Herbstfärbung strahlt mit der Sonne um die Wette. Auch ein kleines Murmeltier treffen wir unterwegs.

Und dann kommen wir am Ziel an. Und wir können uns kaum satt sehen. 

Mein absoluter Lieblingsblick:

Geradezu beseelt wandern wir noch ein Stückchen weiter Richtung Sahale Alm, legen noch eine kleine Pause ein und treten dann den Weg zum Parkplatz wieder an. 

Auf dem gleichen Weg geht es nun 5,4 km wieder zurück. Das ist in der Anstrengung nicht zu unterschätzen. Wieder geht es über Wurzeln und Steine, den Blick fest auf den Boden gerichtet und wenn wir doch mal im Laufen die Umgebung scannen (denn die ist wunderschön), dann dauert es keine 3 Sekunden und einer von uns stolpert *lach*. Gegen 14 Uhr sind wir wieder am Auto. Langsam lichten sich die Reihen auf dem Parkplatz und auch wir streifen die Wanderschuhe ab, schlüpfen in die bequemeren Sneaker und fahren Richtung Concrete. Dort tanken wir den Jeep noch einmal voll und besorgen uns im Supermarkt ein kleines Abendessen. Das bringen wir fix in unsere Unterkunft in den Kühlschrank und entscheiden dann, dass es zu früh für "Feierabend" ist. 

 

In Rockport, dem Nachbarort Concretes, gibt es einen State Park. Der Evergreen Trail ist rund 4,5 km lang und scheint uns ein schöner Nachmittagsspaziergang zu sein. Diesen Trail haben wir dann auch ganz für uns allein.

 

Es verschlägt uns durch Urwald, hohe Farne, an kleinen Creeks entlang und durch unzählige Spinnennetze hindurch. Ratet, wer vorn läuft und den Weg frei macht... Gunnar ist es schon mal nicht.

Für heute haben wir genug Schritte in den Beinen und läuten den Abend ein. Morgen verlassen wir den North Cascades Nationalpark und fahren zum Mount Rainier. Die Wettervorhersage bleibt weiterhin gut: sommerlich warm und trocken und damit wohl das, was wir gern als goldenen Oktober bezeichnen.

 

Und weil wir in den USA sind, gibt es noch zwei ganz typische Bilder zum Abschluss. Politische Äußerungen überzeugter Trump-Anhänger im Garten sowie ein kleines, süßes Halloween-Geisterhaus.