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Island Time auf Gasparilla

Keinen Tropfen Regen haben wir gestern abgekriegt, aber auf dem Festland hat es ordentlich gewittert. Ein Tornado zog über das Lee County, möglicherweise der Grund, warum die Flugzeuge gestern Abend so ungewöhnlich tief und direkt über Sanibel flogen. Was wir aber hatten, waren extreme Stromschwankungen. Immer wieder ging für Sekunden das Licht an, aus, an, aus. Blöderweise hatten wir sowohl eine Waschmaschine, als auch den Geschirrspüler im Appartement laufen und auch die reagierten auf die Mini-Stromausfälle und gaben jedes Mal ein Piepen für an und aus von sich...

 

Heute früh war aber wieder alles gut. Es ist Samstag und damit Abreisetag. Für uns bedeutet das, dass ab 5.30 Uhr andere Bewohner lautstark ihre Koffer zum Auto ziehen oder aus der 4. Etage zum Fahrer am Auto etwas herunterrufen. Ist aber nicht schlimm, denn wir wollen heute eh früh aufstehen. Um 7.04 Uhr sitzen wir schon im Lighthouse Café am Ende der Insel und frühstücken, bevor wir heute nach Boca Grande auf Gasparilla Island fahren wollen.

Gunnar hat sich heute mit 3 Blueberry Pancakes gestärkt, ich hatte Spiegelei und Frühstückskartoffeln. Mag ich sehr und macht lange satt. 

 

Um 7.40 Uhr starten wir zunächst Richtung Fort Myers, von dort dann in nordwestlicher Richtung nach Punta Gorda. Eine Brücke führt dort über den Peace River nach Port Charlotte und von dort ist es nicht mehr weit nach Gasparilla Island. Insgesamt aber rund 76 Meilen und fast anderthalb Stunden Fahrt. 

 

Auch diese kleine Insel ist mautpflichtig und mit 6 $ sind wir dabei. Hier nehmen sich Sanibel und Gasparilla also nichts. Der Unterschied ist, dass Gasparilla deutlich kleiner als die Doppelinsel Sanibel-Captiva ist und viel ruhiger. Man sagt, dass die Zeit hier langsamer läuft und wir wollen es gern glauben. 

Zunächst geht es zur Südspitze der Insel. Am Gasparilla Island State Park steht das Port Boca Grande Lighthouse Museum, das aber leider (noch) geschlossen ist, als wir ankommen. Wir finden hier aber einen günstigen Parkplatz (3 $ pro Tag und Auto) und haben hier sowohl den Boca Grande Leuchtturm, als auch direkten Strandzugang sowie nützliche "Facilities", also Toiletten und Duschen.

Das Wasser an der Südspitze ist unwirklich türkis und lädt zum Schwimmen ein, aber hier ist Vorsicht geboten. Gefährliche Strömungen sollten einen davon abhalten, hier zu schwimmen und die Warnung ist deutlich.

Wir wollen hier aber auch nicht schwimmen, insofern schockt uns die rote Flagge mit dem dezenten Hinweisschild nicht. Wir laufen am Strand in nördlicher Richtung zum 2. Leuchtturm der Insel, dem Historic Gasparilla Island Lighthouse. 

 

Da wohl auch auf Gasparilla Bettenwechsel ist, sind wir stellenweise wirklich ganz allein am Strand unterwegs. Und wir finden Muscheln, Krabben (zur Abwechslung lebendig und äußerst fix im Seitwärtslaufen) und sogar einen fossilen Haifischzahn. Das behaupte ich aus voller Überzeugung, wenn Gunnar ihn auch weiterhin für einen schwarzen Stein hält.

Nach einem guten Marsch kommen wir am Leuchtturm an, den wir leider nicht erklimmen dürfen, weil der Aufstieg heute einer privaten Gruppe vorbehalten ist. Schade, der Blick von oben auf das türkise Wasser wäre sicher schön gewesen. 

Wir verlassen den Strand und schlagen den Rückweg zum State Park und zu unserem Auto ein und laufen in der Mittagshitze im Inselinneren wieder südwärts. Da hier aber kein Lüftchen weht und uns die Sonne bei 30 Grad auf den Kopf scheint, nutzen wir die nächste Möglichkeit, um wieder zum Wasser zurückzukehren. Mit Wind und Wellen um die Beine herum läuft es sich trotz Mittagshitze ganz angenehm. Dennoch sind wir froh, irgendwann wieder am Auto zu sein, denn dort wartet die Kühlbox mit kalten Getränken. Ein Genuss. Und trockene Wechselklamotten haben wir auch noch dabei. Ein Segen!

Wir fahren Richtung Hauptort Boca Grande und dort zur Marina. Wir finden das "Eagle Grille and Miller's Dockside" und kehren dort zum Mittag ein. Der Raum hat Kantinenqualität, was die Lautstärke angeht, aber das Essen ist rustikal und lecker. Im Restaurant speisen überwiegend Menschen, die nicht wie wir mit dem Auto vorfahren, sondern mit dem Boot andocken, dort essen und dann weiterfahren. Wir sitzen also in zünftiger Fischer- bzw. Angler-Umgebung. Neben zahlreichen Anglerbooten fährt aber auch die eine oder andere beeindruckende Yacht vor. Na ja und wir eben; in einem schwarzen, etwas verbeulten Corolla. Macht aber nix, hier werden alle gleich behandelt.

Und das war es dann auch schon mit Gasparilla Island, denn so sehr viel mehr hat diese kleine, gemütliche Insel nicht zu bieten. Der Ausflug hat sich aber gelohnt und wir haben die laaaangsame Inselzeit sehr genossen. 

 

Auf dem Rückweg fahren wir annähernd den gleichen Weg, werden aber hinter Punta Gorda von einem dicken Regenguss überrascht, dem der Scheibenwischer auf höchster Stufe kaum gerecht wird. In wenigen Minuten laufen den beiden Kanäle links und rechts der US41 voll, aber so plötzlich der Regenguss kam, so plötzlich fahren wir wieder in strahlendem Sonnenschein. 

 

Den späteren Nachmittag verbringen wir dann auch in der Sonne am Strand vor unserem Condo. Als jetzt wieder Wolken aufgezogen sind, haben wir den richtigen Moment erwischt und zusammengepackt, denn gerade eben hat es strömend geregnet und es blitzt und donnert noch ordentlich. 

 

Unsere Hasenfamilie vorm Balkon scheint den Regen aber zu genießen. Einer der großen Hasen liegt ausgestreckt im nassen Gras und genießt das Wasser von oben. Gerade hat sich noch eine kleine Schildkröte hinzugesellt und auch sie sucht keinen Schutz, sondern sitzt im Regen. 

 

Während ich hier schreibe, tropft es nur noch leicht und die meisten Besucher sind schon wieder am Strand unterwegs. Möglicherweise hat der kurze Gewitterregen ja neue Muscheln an Land gespült...

Leider ist das Bild etwas unscharf, weil ich hier durch den Screen fotografiert habe, aber ich hatte wenig Lust, in den Sturzregen zu laufen.