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Six Mile Cypress Slough Preserve

Dieses Wetter, dieser Sonnenschein, diese hochsommerlichen Temperaturen - einfach herrlich! Unser Morgen bestand heute aus Sport (Gunnar lief) und altersgerechter Bewegung (ich spazierte). Bei uns klappt es immer, dass wir uns ziemlich zeitgleich wieder vor dem Condo treffen, obwohl wir unterschiedliche Richtungen einschlagen. Eigentlich würde sich dann ein gemeinsames Frühstück anschließen, aber wir haben für heute einen anderen Plan.

Gunnar liebt IHOP. Egal wo, egal wann. Und der Ehrlichkeit halber gestehe ich, dass ich IHOP ebenfalls liebe. IHOP (übrigens die Abkürzung für International House Of Pancakes) muss einmal im Urlaub sein und heute ist der Tag. Wir fahren Richtung Fort Myers und essen an der Cleveland Avenue in einem riesigen IHOP mit liebenswerter Bedienung. Ich habe mich - ich lerne dazu - für ein langärmeliges Shirt entschieden und bibbere so nun etwas weniger als sonst. Aber IHOP ist wie immer: lausig kalt klimatisiert, aber wunderbar herzliche Bedienung und ein sehr leckeres und lange sättigendes Frühstück. 

 

So gestärkt können wir uns dem nächsten Plan widmen. Es geht zum Six Mile Cypress Slough Preserve ganz in der Nähe. Das 3.500 ha große Feuchtgebiet filtert Regenwasser auf dem Weg zur Estero Bay. Anders als es der Name ankündigt, ist der auf Holzplanken angelegte Wanderweg nur gut 2 km lang. Gewappnet mit Insektenspray (nehmen wir zwar vorsichtshalber, scheint aber nicht zwingend nötig zu sein) und Kamera begeben wir uns auf den Pfad und sind gleich zum Anfang überrascht. Im Gegensatz zur Länge (six mile) stimmt aber immerhin der Begriff Cypress. Wir laufen durch Zypressen, die wir sonst eher aus Dokumentationen über South Carolina und die anderen Südstaaten kennen. Beeindruckendes Hellgrün, das auf der Kamera fast wie gemalt wirkt.

Vorbei an verschiedenen Infotafeln geht es zum "Amphitheater Kiosk", einem Info-Pavillon. Von dort kann man über einen großen See, den Gator Lake blicken. Am Gator Lake entdecken wir den obligatorischen Alligator, aber vor allem viele Fische im Wasser sowie diverse Reiher in den Bäumen. 

Durch das Feuchtgebiet geht es weiter auf dem Holzplankenweg zum Wood Duck Pond. Neben einem großen Silberreiher und zwei Anhingas (Schlangenhalsvogel) entdecken wir auch mehrere wunderschöne Waldstörche mit ihren nackten Köpfen, die immer ein wenig wie Aasgeier aussehen. Waldstörche sind die einzige Storchenart, die in Nordamerika brütet.

Vom Wood Duck Pond geht es weiter auf dem Upper Loop zum Otter Pond. Was wir nicht sehen, sind Otter. Aber dafür sehen wir unzählige Vögel. Silberreiher, Schmuckreiher, Waldstörche und wunderschöne Rosalöffler tummeln sich im verbliebenen flachen Wasser. Nicht immer geht es harmonisch zu. Ab und an piesacken sich die verschiedenen Vogelarten untereinander, aber es ist beeindruckend, wie viele von ihnen in so einen kleinen Teich passen.

Vom Otter Pond vollenden wir den Wanderweg über den Lower Loop und entdecken auch hier noch das eine oder andere interessante Exemplar.

Den Rotkardinal kann man sofort identifizieren, bei der Schlange, die wir hier haben, bin ich nicht ganz sicher. Eine Wassermokassinotter oder eine Dreieckskopfotter würde ich mit Hilfe des allwissenden Herrn Google schätzen. Auf jeden Fall könnte (!) sie giftig sein, daher bin ich froh, dass wir auf dem Holzpfad standen und sie sich weiter unten schlängelte.

 

Die letzten Meter des Wanderwegs führen noch einmal zum Gator Lake, dann sind wir durch. Ein spannendes Gebiet, das gern hätte größer sein dürfen, denn hier gab es viel zu entdecken.

Eigentlich wollten wir auf dem Rückweg zum Fort Myers Downtown District, aber auf dem Weg dahin kommen wir durch so eine gruselige Gegend, dass mir die Lust darauf vergeht, durch Fort Myers zu spazieren. Sicherlich verpassen wir etwas, aber manchmal soll man ja das Schicksal nicht herausfordern. Wir suchen uns lieber einen gemütlichen Starbucks, erhalten dieses Mal sofort unsere warmen Getränke, allerdings wird mein Name etwas verunstaltet. Anga - die Kurzform für Anhinga, haben Gunnar und ich beschlossen. Wenn er mein Cabana Boy ist, dann bin ich wohl sein Schlangenhalsvogel...

Wir holen noch unser für uns hergestelltes Souvenir im "Sanybel's Finest" ab und begeben uns dann an den Strand. Das herrliche Sommerwetter will genutzt werden. Ab und zu fährt die Polizei Streife, ansonsten ist alles wie immer. Ein paar Menschen im Wasser, einige auf Muschelsuche, viele lesend in ihren Klappstühlen unterm Sonnenschirm. Gegen Abend ziehen über dem Festland schwarze Wolken auf und auch wir räumen irgendwann unseren Platz. Möglich, dass sich hier ein Gewitter anbahnt, schwül genug war es heute. Andererseits haben wir schon oft erlebt, dass es über dem Festland regnet und gewittert und es über Sanibel dunkel wird, aber kein Tropfen fällt.

Immerhin scheint es auf dem Festland ordentlich zu rumsen, denn die Flugzeuge zum Fort Myers International Airport scheinen ihre Route geändert zu haben. Sie fliegen deutlich tiefer und direkt über Sanibel hinweg und sonst entdecken wir über der Insel eher nur kleine Doppeldecker- und Sightseeing-Maschinen, aber keine großen Passagiermaschinen.

 

Aber während ich hier schreibe, sind die dunklen Wolken schon aufs Meer gezogen, das Meer selbst schimmert wunderschön türkis und unterhalb der Wolkendecke ist der Himmel am Horizont gelb-orange von der langsam untergehenden Sonne. Traumschön und weiterhin trocken.