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Cayo Costa State Park

Ausflugszeit! Wir stehen kurz nach 7 Uhr auf, frühstücken in Ruhe auf dem Balkon und fahren dann mit dem Toyota nach Captiva zu Jensen's Marina. Um 8.45 Uhr ist Boarding auf der "Playtime", dem Boot, das uns zum Cayo Costa State Park bringen wird. Wir sind nicht die einzigen "Wiederholungstäter" an Bord und so reicht es, wenn wir mit einem halben Ohr hinhören, denn wir kennen inzwischen die Infos, die man so auf der Fahrt erhält.

 

Zunächst geht es an Captiva vorbei zum Red Fish Pass. Dieser trennt seit einem Hurrikan die Insel Captiva von North Captiva. North Captiva ist sehr exklusiv. Es gibt dort keine Straßen, sondern nur Wege. Man bewegt sich auf der Insel mit Golfcarts fort, ansonsten braucht man eben ein eigenes Boot oder ein kleines Flugzeug. Dennoch wollen die Bewohner keine Verbindungsbrücke, sondern lieben ihre Abgeschiedenheit so, wie sie ist. Durch den Pine Island Sound fahren wir zur La Costa Island im Cayo Costa State Park.

Gleich nach der Abfahrt entdecken wir einen jungen Tümmler (Bottlenose Dolphin), der hinter der "Playtime" eine Weile in unserer Welle surft und sich dabei von den Kindern an Bord bejubeln lässt. Junge Delphine surfen gern in den Wellen der Boote und das aus reinem Spaß. Es gibt schlichtweg keinen Grund für sie, das zu tun, denn es dient nicht dem Überleben. Sie machen es also aus Freude. Ist doch schön, dass es das auch im Tierreich gibt.

 

Auf La Costa Island durchqueren wir einen kleinen Mangrovenabschnitt auf Holzplanken, dann noch 100 m über Sand und dann stehen wir an der Westküste der Insel. Die Muschelsucher verteilen sich nach links und rechts und suchen ihr Glück in den Wellen. Für uns ist heute ziemlich schnell klar: das wird hier nix Großes. Tatsächlich war heute früh auch bei unserem Blick vom Balkon das Wasser ganz seicht. Wo nicht viele Wellen sind, kann auch nicht viel angespült werden. So bleibt es heute bei einem Sanddollar und vielen kleinen Muscheln, vor allem "Cerith" (Nadelschnecken) und "Atlantic Auger" (Schraubenschnecken), aber immerhin auch eine sehr schöne, sehr große "Lettered Olive". 

Gegen Mittag sind wir zurück auf Captiva, kehren schnell im Starbucks ein, um uns ein Heißgetränk zu gönnen und sind wieder mal überrascht. Offenbar sind wir inzwischen die einzigen schrägen Vögel, die ihren Kaffee Americano und ihren Vanilla Latte heiß trinken. Und obwohl ich deutlich "Hot Americano" und "Hot Vanilla Latte" bestelle und die Kassiererin noch zweimal nachfragt und dann meine Bestellung "hot" wiederholt, sind die ersten beiden Getränke, die ich bekomme, "iced". Es tut mir immer in der Seele weh, wenn die dann weggekippt werden, aber wir mögen unseren Kaffee eben einfach heiß. Egal, wie heiß es in Florida ist.

 

Wir fahren zurück nach Sanibel, ich lege eine Mittagspause auf dem Balkon mit einem guten Buch ein und Gunnar läuft die Runde, zu der er heute früh keine Zeit hatte.

 

Am Nachmittag schwingen wir uns auf die Räder. Es geht zu Joey's Custard, dem Eisladen auf Sanibel, wenn man den Bewertungen glaubt. Okay, die Sortenauswahl ist enorm und der Laden gut besucht. Aber wie immer, wenn man in Florida ein Eis bestellt: man kann es kaum so schnell löffeln, wie es bei 30 °C wegschmilzt. Lecker war es auf jeden Fall.

Es folgt ein kurzer Abstecher zu Jerry's. Heute Abend ist der NFL-Draft, also der Abend, an dem die jungen, besten College-Football-Spieler für die Profi-Mannschaften der NFL gezogen und verteilt werden und für dieses Event braucht der Mann Chips. Danach radeln wir zurück zu Unterkunft, aber da es noch früh am Abend ist, legen wir noch eine Runde Muschelsuche ein. Und siehe da... es läuft hervorragend.

 

Und zu meinem ersten Riesen-Atlantic Auger, den wir heute früh auf La Costa Island gefunden haben, gesellt sich sogar noch ein zweiter! Und Gunnar, der Glückspilz, findet natürlich auch noch eine kleine Alphabet Cone und eine riesige Lace Murex. 

Während er jetzt vorm TV sitzt, beobachte ich mein Baby Marsh Rabbit. Zwischen unserem Hotel und dem Meer gibt es nur eine kleine Rasenfläche, die zur Unterkunft gehört, dann eine Fläche mit Geigenfeigen, die dann in Gräser übergehen und letztlich am Strand enden. In dieser Wildnis leben zahlreiche Marschkaninchen. Diese sind in der Form etwas anders als unsere bekannten Kaninchen. Die Beine sind recht dünn, die Öhrchen nur ganz klein. Nun leben hier nicht nur erwachsene Marschkaninchen, sondern auch ein noch ganz junges Tier. Die Ohren ähneln hier eher einer kleinen Maus. Jedenfalls lässt es sich gern blicken, wackelt dann mit seiner Mini-Nase, zuppelt am Gras und genießt morgens die Sonne. Ich freue mich, wenn ich es jeden Tag sehe, denn die Überlebenschancen sind hier sicher nicht die besten. Es gibt Coyoten auf der Insel, jede Menge Greifvögel und sogar einen Luchs. Aber gerade ist es da und mümmelt zufrieden sein Gras. Alles ist gut. 

 

Und weil ich ja heimliche Tierfilmerin bin, freue ich mich, dass mir gestern Abend noch ein  Foto gelungen ist. Ein Rotkardinal tauchte vor unserem Balkon auf. Ich bin also ohne Schuhe, aber mit Kamera und Objektiv die Treppen zum Strandaufgang runtergeflitzt, um ihn noch zu erwischen, und ja, ein Bild hat er mir gegönnt.