· 

Ein sonniger Tag im Grotto Canyon

Heute sind wir wieder aktiver als gestern. Shoppen ist erst einmal erledigt, also klettern wir heute wieder in unsere Wanderhosen und Wanderschuhe und fahren Richtung Canmore, dem Nachbarort Banffs. Der Himmel verheißt gutes Wanderwetter.

Wie jeden Tag erleben wir die zuverlässigen Schneepflüge, die die Straßen räumen und so immer wieder gut befahrbar machen. In Canmore biegen wir auf den Bow Valley Trail ab, fahren eine Weile parallel zum Trans-Canada-Highway und biegen dann auf den Grotto Canyon Parkplatz ab. Hier stehen schon ein paar Autos, also sind wir wohl nicht allein unterwegs. Als wir loslaufen, stellen wir allerdings nur wenige Fußabdrücke in unsere Richtung fest. Umso besser. Scheinbar sind etliche Menschen in der anderen Richtung unterwegs und umrunden einen kleineren See. Vielleicht die klassische Hunde-Runde in Canmore?

 

Der Anfang des Wanderwegs ist nicht besonders schön. Wir haben zwar einen tollen Blick auf die Rocky Mountains in der Sonne, aber zunächst müssen wir ein großes Firmengelände passieren. Keine Ahnung, was hier hergestellt wird, aber es ist laut. Zum Glück ist man zügig daran vorbei und steht auch schon vor dem Eingang zum Canyon. 

Im Canyon fließt ein kleiner Fluss, der aktuell zugefroren ist, sodass wir auf ihm in den Canyon wandern können. Allerdings heißt gefrorener Fluss auch, dass es ziemlich glatt ist. Unsere "ice cleats" haben heute also ihren großen Auftritt. Wir schnallen die Eiskrallen unter die Schuhe und laufen so deutlich sicherer auf den teils glatten Stellen im Canyon. Wir folgen den 3 Fußspuren in den Canyon und stehen bald zwischen hohen Felswänden.

Über die Steine im gefrorenen Flussbett gelangen wir in eine Sackgasse. Hier finden wir 3 gefrorene Wasserfälle. Zwei Eiskletterer kommen uns hier entgegen und erklären, dass die 3 Wasserfälle "Her", "His" und "Grotto" heißen. Und sie machen einige Fotos von uns, damit wir mal aus dem Selfie-Modus kommen. Wir plaudern noch ein bisschen, dann verabschieden sich die beiden und lassen uns an den Wasserfällen allein. 

Im ersten Moment denken wir, dass es hier nicht weitergeht. Der Weg war wirklich schön, die gefrorenen Wasserfälle sind toll, aber so richtig lange sind wir nicht gelaufen. Gunnar findet dann aber einen Weg neben den Wasserfällen und auf dem können wir dem Canyon weiter folgen. Manchmal lohnt es sich, abseits der offiziellen Wege zu suchen. Wir wandern noch einmal durch enge Felswände, bevor das Flussbett und damit der Canyon breiter werden. Die Felswände sind hier weniger hoch, sodass es die Sonne in den Canyon schafft. Von den -9°C, bei denen wir losgewandert sind, ist nun nichts mehr zu spüren.

Nachdem wir ausreichend Sonne getankt haben, treten wir den Rückweg an. Vorbei an den Wasserfällen geht es wieder zum Ausgang des Canyons. Als wir dort ankommen, treffen wir auf eine große Wandergruppe. Und freuen uns mal wieder, dass wir den Canyon fast für uns allein hatten. Auch auf dem Weg zurück zum Parkplatz kommen uns nun richtig viele Wanderer entgegen. Familien, kleine Gruppe und eine große Schulklasse. Die Eiskletterer hatten Recht. Sie hatten uns erzählt, dass der Canyon normalerweise voller Menschen ist. Glück muss man wohl haben.

 

Glück haben wir auch, dass wir nirgends einbrechen. Man läuft zwar die ganze Zeit über gefrorene Flächen, hört aber unter dem Eis teilweise das Wasser laufen und ab und zu knackt es mal gefährlich unter den Füßen und man sinkt tiefer ein als geplant. Aber selbst wenn das Eis stellenweise dünner ist, mehr als ein nasser Fuß droht hier nicht. Dafür führt der Fluss zu wenig Wasser.

Wir fahren im Sonnenschein ein Stück zurück Richtung Canmore. In einer Kurve kommt uns ein Fahrzeug blinkend entgegen und in dem Moment sehen wir auch schon die 4 Dickhornschaf-Damen, die über die Leitplanke springen und gemütlich die Gegenspur in Beschlag nehmen. Wir fahren also vorsichtig vorbei und biegen dann auf den Three Sisters Parkway ab. Die Three Sisters sind eine Felsformation mit 3 Spitzen. Auf dem Weg zum Parkway finden wir eine große Wapiti-Herde, die sich auf dem Schnee sonnt. Ein tierreicher Tag. 

Eigentlich wollten wir noch eine kleine Wanderung unternehmen, aber der Upper Grassi Lake Trail in Kananaskis ist ziemlich überlaufen und ich habe keine Lust, mir den Wanderweg mit so vielen anderen Menschen zu teilen. Ich bleibe eben ein Grinch.

 

Stattdessen fahren wir zur "Rocky Mountain Bagel Company", holen uns 2 frisch belegte Bagel und Kaffee sowie einen Nachtisch aus dem Supermarkt und fahren dann zurück nach Banff. Auf dem Gipfel des Tunnel Mountain finden wir einen Platz in der Sonne, lassen uns das späte Mittagessen schmecken und unternehmen dann noch einen schönen Spaziergang zum Hoodoos Viewpoint. 

Am Nachmittag bummeln wir noch einmal durch Banff. Die  kleinen Geschäfte an der Banff Avenue und in den Nebenstraßen sind abwechslungsreich. Souvenirshops wechseln sich ab mit Bekleidungsgeschäften, Sportgeschäften, Delikatessengeschäften oder regionalen Anbietern wie der "Rocky Mountain Soap Company" oder "Rocky Mountain Chocolate". Hier macht der Abendspaziergang einfach Spaß. Heute Abend kehren wir endlich im "Hello Sunshine" ein, dem japanischen Restaurant, mit dem wir schon länger liebäugeln. Das Essen ist exzellent. Versehentlich erhalten wir ein falsches Essen, das prompt aufs Haus geht und so dazu führt, dass wir beide übersatt sind. Tuna Tatar, California Rolls, Rainbow Rolls, Spicy Salmon Teriyaki Rolls, Lobster Tails... geschmacklich ein echtes Highlight.