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Marble Canyon & Boom Lake Trail

Heute gilt das Motto "Der Weg ist das Ziel", wobei wir das morgens natürlich noch nicht wissen. Nach dem Frühstück fahren wir rund 50 km in westlicher Richtung in den Kootenay Nationalpark. Der liegt in der Provinz British Columbia. 

Zunächst wollen wir den Marble Canyon erkunden. Der Kootenay River hat sich hier tief ins Gebirge geschnitten und so eine enge Schlucht geschaffen.

 

Es hat wieder angefangen zu schneien und wir sind allein auf dem Parkplatz. Angesichts der Schneeflocken draußen bei -4 °C überlege ich, ob wir heute wirklich wandern sollten. Gunnar kennt aber keine Gnade und daher ziehen wir uns warm an und los geht's. Der Canyon beginnt direkt hinter dem Parkplatz. Erst geht es ein kleines Stück hinunter, dann konstant bergauf bis zu den Wasserfällen. Der Weg führt abwechselnd auf beiden Seiten des Canyons entlang. Über den Canyon führen mehrere Brücken, von denen aus man tief in den Canyon blicken kann.

Wir laufen bis zum Ende des Canyons. Hinter dem Zaun des letzten Aussichtspunkts führen Fußspuren noch etwas weiter, aber dann ist wirklich Schluss und vernünftigerweise versuchen wir auch nicht, einen Weg auf eigene Faust zu finden. Die Ränder des Flusses sind überfroren und dick zugeschneit, sodass man nicht wirklich erkennen kann, ob man eigentlich auf dem Wasser steht oder auf festem Boden.

 

Wie so oft haben wir den Canyon ganz für uns allein. Als wir nach 3 km "Mini-Wanderung" wieder am Parkplatz ankommen, steht der GMC einsam da. Es ist erst kurz vor 10 Uhr, daher kann der Marble Canyon wohl nicht unser einziges Tagesziel bleiben. 

 

Wir fahren wieder auf die Hauptstraße, verlassen den Kootenay Nationalpark und halten am Boom Lake Day Use Area im Banff Nationalpark an. Hier startet ein 5,1 km langer Wanderweg bis zum Boom Lake. Wir wandern durch tief verschneiten Wald. Im Marble Canyon kam der Schnee in Miniflöckchen runter, hier sind es jetzt richtig dicke Flocken. Unter der Schneelast sind etliche Bäume zusammengebrochen und wir müssen sie immer wieder überwinden, umrunden oder drunter durch krabbeln. 

 

Aus dem Wald hoppelt plötzlich ein weißer Schneehase über unseren Weg, läuft direkt auf uns zu und bleibt einen Meter vor uns sitzen. Als wir nach der Kamera greifen, ergreift er allerdings die Flucht. Sehr schade, dass wir kein Bild machen konnten, aber der kleine Kerl war einfach zu schnell für uns.

Der Weg ist als "easy" eingestuft, trotzdem geht es konstant bergauf. Nicht steil, und daher eigentlich gut zu bewältigen, aber im Tiefschnee eben doch anstrengend. Wir hätten wohl in Schneeschuhe investieren sollen. So sinken wir bei jedem Schritt ein und kämpfen uns recht mühsam voran. Als wir nach rund 2 Stunden noch immer nicht am Boom Lake angekommen sind, zweifeln wir ein bisschen an unseren Pfadfinderkünsten. Haben wir einen Abzweig übersehen? Kann uns unser Gefühl so täuschen? Laut Handy sind wir sogar schon 7 km gelaufen, aber darauf können wir uns hier im Wald ohne Empfang nicht verlassen. Irgendwann treffen wir die Entscheidung umzukehren. Also geht es wieder fast 2 Stunden durch dicken Schnee zurück zum Parkplatz. Unsere Spuren vom Vormittag sind fast zugeschneit. Auf dem Rückweg begegnen uns zum Glück noch eine Menge anderer Wanderer (oft mit Schneeschuhen oder Wanderstöcken, manchmal auch mit Bärenglöckchen). Es besteht also keine Gefahr, dass wir uns in der Wildnis verlaufen haben. Trotzdem sind wir ordentlich kaputt, als wir nach 3,5 Stunden wieder am Auto ankommen. Wir heizen ordentlich ein, fahren zurück nach Banff, entern den Supermarkt für einen kleinen Snack und schonen dann unsere Füße. 

 

Abendessen gibt es heute im "The Nourish Bistro", einem vegan-vegetarischen Restaurant. Ich bestelle einen oberleckeren Boss Bear Burger, Gunnar probiert den Kimchi Burger, der leider nur semi-lecker ist. Trotzdem gut gesättigt verlassen wir das Restaurant. Kaum zu glauben, dass unsere letzten 5 Tage hier bevorstehen.