Gestern hatten wir noch schönstes Sommerwetter, obwohl für nachmittags schon Gewitter und Schauer angesagt waren. Es kam nix. Dafür dann heute Nacht umso heftiger. Beim Gewitter bekam ich lange kein Auge zu und so war die Nacht kurz und wenig erholsam. Egal, wir sind trotzdem früh aufgestanden, hatten den Frühstücksraum wieder für uns allein, haben unsere Koffer gepackt, ausgecheckt und sind rund 200 km nach Grainau gefahren. Was wir dort wollen? Auf Deutschlands höchsten Berg: die Zugspitze.
Der Parkplatz war bei unserer Ankunft gegen halb zehn erstaunlich leer. Schnell 2 Tickets für rund 120 € gekauft und ab in die nächste Bahn.
Die Seilbahn fährt in weniger als 10 Minuten auf die 2.962 m hohe Zugspitze. Die Seilbahn wird als Superlative beworben. Sie hat mit 127 m die europaweit höchste Steilbahnstütze. Es existiert auf der Strecke nur dieser eine Stützpfeiler und so überwindet die Seilbahn mit 3.213 m auch das derzeit längste Spannfeld aller Seilbahnen. Ich nehme diese Daten erstaunlich gelassen zur Kenntnis und kann die sonst typischen Höhenangst-Attacken dieses Mal erstaunlich gut wegstecken. Nur das Fahren über den einzigen Stützpfeiler bringt die Gondel kurz ins Schwingen und lässt alle einmal aufseufzen, worauf uns der Fahrgastbegleiter jedoch sofort beruhigt.
Wir steigen höher, genießen den Blick auf den Eibsee und verschwinden dann komplett in den Wolken. Als wir oben aussteigen, sehen wir: NICHTS.
Tja, wir laufen gemeinsam mit den anderen wenigen Fahrgästen der Seilbahn etwas unschlüssig auf dem Aussichtspunkt herum und entscheiden uns dann, die Gletscherbahn zu nehmen und auf den Gletscher der Zugspitze zu fahren. Die Fahrt ist im Gesamtticket mit enthalten und wir könnten beliebig oft zwischen Zugspitze und Gletscher wechseln.
Auch auf dem Gletscher sieht es zunächst nicht viel besser aus. Wir legen also eine kurze Pause im Restaurant ein und gönnen uns einen Kaffee und einen Latte Macchiato. Eigentlich war das Wetter für die Zugspitze ganz gut vorhergesagt, der Himmel sollte zumindest immer mal wieder aufreißen. Wir haben es aber nicht in der Hand und wärmen uns einfach am Getränk. Und während wir so gemütlich sitzen, reißt der Himmel auf. Immer wieder guckt blauer Himmel durch die Wolken, es wird heller und dann scheint die Sonne. Also fix Getränke geleert und raus auf den Gletscher! Eine faszinierend karge Mondlandschaft tut sich vor uns auf. Wir wandern ein bisschen umher und können zwischendrin sogar die Jacken ausziehen, weil es in der Sonne herrlich warm ist.
Wir beobachten etliche Bergsteiger, die die Gletscherseite der Zugspitze auf dem Weg nach ganz oben überwinden. Da nun auch die Zugspitze selbst immer mal wieder zwischen den Wolken auftaucht, nehmen wir die Gletscherbahn zurück zur Zugspitze und drücken uns selbst ganz fest die Daumen, dass wir oben eine schöne Aussicht auf den Eibsee und die umliegenden Berge haben.
Zunächst stehen wir wieder kurz im Nebel, dann reißt der Himmel aber auf.
Gunnar beobachtet zunächst die Wanderer, die zum Gipfelkreuz klettern und fasst dann den Entschluss, dass er dort auch hoch muss. Natürlich. Ich positioniere mich auf der Aussichtsplattform, danke ihm für die gemeinsame Zeit, nehme den Autoschlüssel an mich und lasse ihn ziehen. Und er kraxelt ganz nach oben.
Als er gesund wieder auf der Plattform ankommt, legen wir ein kurzes Mittagessen ein, schießen noch einige Bilder vom sonnigen Eibsee im Tal und treten dann die Fahrt zur Talstation an.
Direkt am Fuß der Zugspitze liegt der Eibsee. Eine Umrundung des Sees (7km) dauert etwa 2 Stunden. Für uns war schon vor der Reise klar: wenn wir die Zugspitze machen, dann machen wir auch den Eibsee. Da wir noch die Wanderschuhe tragen, kann es direkt an der Talstation losgehen. Wir werfen nur schnell die dicken Jacken ins Auto. Der See kann für Wassersportarten und zum Baden genutzt werden. Die Sonne scheint, es ist warm und so starten wir erst einmal mit etlichen anderen Spaziergängern auf den Rundweg. Wir überholen jedoch zügig und laufen dann eine Weile allein. Immer wieder offenbart sich durch den Wald der Blick auf türkisblaues Wasser. Auch wir legen kurz vor dem Ende des Rundgangs noch eine Pause ein und kühlen die Füße im Wasser.
In gut anderthalb Stunden haben wir den See umrundet, tanken den Passat noch einmal voll und machen uns an die letzten 200 km bis zum Ziel. Wenig Autobahn, mehr Bundesstraße, noch mehr LKW und landwirtschaftliche Fahrzeuge *seufz*. Die 200 km ziehen sich, aber pünktlich zum Abendessen haben wir es geschafft und checken im Holiday Inn Express in Friedrichshafen ein. Für 4 Nächte bleiben wir am Bodensee. Wetteraussichten? Sommerlich warm, trocken, Regen nicht in Sicht. Mehr können wir nicht verlangen.
Unser Abendessen bringt heute noch einmal richtiges Roadtrip-Feeling auf. Im Supermarkt um die Ecke wird improvisiert. Kümmelseelen mit Löffelgorgonzola und Lachsfleisch...
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