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Der Weg ist das Ziel

Im La Quinta gibt es ab 6 Uhr Frühstück und da wir seit 4.30 Uhr wach sind, stehen wir als Erste am Buffet und machen uns zwei Waffeln.

So gestärkt können wir unsere knapp vierstündige Fahrt von Colorado Springs nach Aspen starten. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm und wir nehmen den Highway 82 über den Independence Pass, der noch offen ist. Häufig schneit es schon im September auf dem Pass und dann wird die Straße gesperrt. Für diesen Fall hätten wir einen längeren Umweg über Denver in Kauf nehmen müssen. Wir haben aber Glück.

Schon gestern haben wir über Colorado Springs diverse Heißluftballons gesehen und auch heute wird das gute Wetter genutzt. 

Auf dem Weg zum Independence Pass passieren wir die Twin Lakes und legen eine kurze Pause am Lake Creek ein.

Wir fahren durch wenig bewohnte Gegenden, grüne Wälder, an kleinen Seen und Flussläufen vorbei und nähern uns dem Independence Pass. Wir klettern mit dem Jeep auf 12.095 Fuß bis zum höchsten Punkt auf einer engen, kurvenreichen Straße mit ordentlich Gegenverkehr. Ich bin froh, dass ich nicht fahren muss und rutsche auf meinem Sitz, wenn wir am Abhang fahren, automatisch Richtung Mitte.

 

Auf dem Independence Pass weht ein starker Wind, es bleibt aber warm. Wir sind (mal wieder) an der Continental Divide, also der Wasserscheide, an der das Wasser entweder in westlicher Richtung zum Pazifik oder in östlicher Richtung zum Atlantik fließt.

Rund 12 Meilen vor unserem Zielort Aspen findet sich ein kleiner Wanderweg, der Grottos Trail. Wir schnüren die Wanderschuhe und schultern die Rucksäcke. Unnötig, wie sich herausstellt. Nach rund 5 Minuten Wanderweg sind wir schon am Ziel. Zunächst kommen wir zu den "Ice Caves", unterirdischen Höhlen, die wir uns nur von oben anschauen. In den Höhlen hören wir allerdings einige andere Wanderer. 

Ein Stückchen entfernt von den Ice Caves fließt der Roaring Fork River über diverse kleine Wasserfälle (Cascades) ins Tal. Es ist strahlender Sonnenschein, sommerlich warm und wir können unsere Füße in den eiskalten Roaring Fork River halten. Zumindest für wenige Sekunden, denn sonst frieren uns die Zehen ab!

Wir können uns kaum lösen von diesem wunderbaren Ort. Das türkisfarbene Wasser, der knallblaue Himmel über uns und die tiefgrünen Nadelwälder sind fast unwirklich schön.

 

Wir laufen den kurzen Weg zurück zum Auto und fahren zurück auf den Highway 82. Ich schaue noch mal schnell in unsere Unterlagen und entdecke eine weitere Wanderung mit dem Zusatz "wenn noch Zeit ist" - und wir haben ja Zeit. Wir biegen ein kurzes Stück nach dem Grottos Trail auf den nächsten Parkplatz zum Weller Lake Trail. Der Weg ist ebenfalls nur ganz kurz, führt einen Kilometer straff bergauf und endet an einem wundervollen Bergsee.

Wir klettern über die Felsen ein Stück am Ufer entlang und machen es uns für eine längere Pause bequem. Wir sind zwar nicht allein am See, aber die anderen Wanderer stören nicht. Ein Hund schleppt unermüdlich Äste (oder besser ganze Stämme) aus dem Wasser und alle wirken irgendwie glücklich und entspannt.

 

Dazu trägt bei mir auch ein Schmetterling bei, der mir nicht von der Seite weicht und mal auf meiner Hand, meinem Arm, meinem Haar oder sogar auf der Sonnenbrille landet und dort geduldig sitzen bleibt.

Nach dieser Wanderung fahren wir aber wirklich nach Aspen. Wir sind zwar etwas zu früh zum Einchecken in unserem Hotel, aber unser Zimmer ist bereits bezugsfertig. Im "Inn at Aspen" bleiben wir zwei Nächte. Direkt am Hotel beginnt ein Sessellift, der allerdings nur im Winter in Betrieb ist. Nach einer kurzen Pause im Hotel fahren wir noch einmal in den Ort, bummeln durch die Straßen, nehmen ein spätes Mittagessen / frühes Abendessen zu uns und genießen das sommerliche Wetter im schönen Aspen.