Unsere Nacht war wieder um 6 Uhr vorbei. In der Nacht hatten wir einen totalen Stromausfall, keine Lampe, keine Leuchtreklame - nichts ging mehr. Die Taschenlampenfunktion am Smartphone ist echt was wert, wenn man nachts im Stockdunkeln die Toilette sucht... Inzwischen hat Gunnar in Erfahrung gebracht, dass es ein geplanter Stromausfall aufgrund von Bauarbeiten war. Trotzdem - zu dunkel für meinen Geschmack!
Wie fing unser Morgen an? Wir sind erneut vor 7 Uhr mit Americano, Latte und Croissant bewaffnet in den Yellowstone gefahren. Gestern hatte ich gegoogelt, wo wir Bison-Herden finden, weil wir bisher nur Einzelexemplare oder kleine Gruppen entdeckt haben. Die Herden befinden sich allerdings im Lamar und Hayden Valley und beide stehen leider nicht auf unserem Plan. Nachdem ich Gunnar von meiner Recherche berichtet habe, hält er an, damit wir die Bison-Herde vor uns fotografieren können. "Fake news" im Internet!
Wir fahren zuerst zum Old Faithful. Das ist zwar nicht der größte Geysir, aber der bekannteste im Yellowstone und sein Ausbruch lässt sich sehr präzise vorhersagen. Wir kommen um 7.39 Uhr auf dem Parkplatz an und lesen, dass die nächste Eruption um 8.23 Uhr stattfindet. Das passt. Wir machen einen kleinen Spaziergang zwischen den bunten Quellen und nehmen dann Platz auf den Bänken vorm Old Faithful Geyser.
Gespannt warten wir auf "ihn". Und tatsächlich: sehr genau um 8.23 Uhr sprüht eine riesige Wassersäule für mehrere Minuten aus dem Geysir.
Nach dem Ausbruch spazieren wir durch ein großes Gebiet voller Geysire und Quellen. Um uns herum brodelt und zischt es ohne Ende, manche Geysire sprühen fast permanent Wassermassen in die Luft, andere sind ganz ruhig. An einigen stehen die Vorhersagen für die nächsten Ausbrüche. Wir sind über eine Stunde unterwegs und sind gefangen in den Eindrücken. Um kurz vor 10 Uhr kommen wir wieder am Old Faithful an. Die Sitzbänke sind besetzt, die nächste Eruption steht für 9.55 Uhr auf dem Programm. Wir verzichten und verlassen den Old Faithful. Wenn die Touristen hier sitzen, haben wir eine bessere Chance einen Parkplatz an anderen tollen Punkten des Parks zu finden.
Wir fahren zum Midway Geyser Basin. Wir wollen hier zu den Fairy Falls und zum Imperial Geyser wandern. Rund 11 km soll die Strecke lang sein, also packen wir die Rucksäcke mit genügend Wasser und Müsliriegeln und laufen los. Heute morgen waren es 4 Grad, auf dem Geyser Trail hatten wir etwa 8. Zwischendurch kommt aber auch die Sonne raus und das Thermometer klettert schnell auf 16. Optimales Wanderwetter.
Auf dem Weg zu den Fairy Falls biegen wir falsch ab. Wir denken, so sind wir es gewohnt, dass Trails immer bergauf gehen, also nehmen wir die erste Abzweigung, die bergauf führt. Und landen an einem Aussichtspunkt für die Grand Prismatic Spring. Beeindruckende Farben!
Am Ende der Aussichtsplattform geht es wieder bergab, wir landen auf dem richtigen Weg zu den Fairy Falls und wandern weiter. Es geht ebenerdig über ca. 5 km zu einem Wasserfall.
Der Weg ist gut frequentiert und wir müssen uns keine Sorgen um Bären machen. Dafür sind zu viele Wanderer unterwegs. Am Wasserfall ruhen wir uns kurz aus und sammeln Kraft für den letzten Kilometer zum Imperial Geyser.
Und es lohnt sich: wir finden eine wunderbare bunte Quelle und einen unablässig sprudelnden Geysir.
Auf dem Rückweg läuft uns noch dieses hübsche Kerlchen über den Weg...
Auf dem Heimweg tun wir übrigens etwas Verbotenes. Es reizt uns, die Hand wenigstens einmal ganz kurz in einen der vielen Bäche zu halten. Ist er warm, heiß oder kalt? Eine Frage, die uns nicht loslässt. Hinter dem Imperial Geyser dampft das Wasser immer weniger und wir trauen uns - heiß! Meine Füße würde ich dort nicht hineinhalten...
Es gibt übrigens nicht nur "Felltiere" im Yellowstone, sondern auch Reptilien. Wir umrunden sie mal großzügig, man weiß ja nie!
Nach unserer Wanderung sind wir einigermaßen erschöpft. Wir wollen uns die Grand Prismatic Spring noch einmal aus der Nähe anschauen, haben aber keine Chance, auf den Parkplatz zu kommen. Es ist halb zwei nachmittags und der Park ist übervoll. Reisebusse bevölkern die Attraktionen. Auf dem Weg zurück nach Madison überholen wir ein Rangerfahrzeug, das einen rennenden Bison begleitet, damit er nicht auf die Straße rennt.
Da wir die Grand Prismatic Spring nicht noch einmal besichtigen können, fahren wir alternativ auf den Firehole Lake Drive und genießen dort noch einmal bunte Quellen und spuckende Geysire. Wir lauschen - unauffällig - einer Reisegruppe und erfahren, dass die blau gefärbten Quellen die heißesten sind. Wir hätten ja eher auf die "warmen" Farben wie orange oder gelb getippt, aber blau ist am heißesten. Jährlich fallen übrigens diverse Tiere, aber auch Menschen in die heißen Quellen. Die wenigstens überleben.
Nachdem wir gestern die Artists Paintpots besucht haben, nehmen wir uns jetzt den Fountain Paint Pot vor. Wir finden einen Parkplatz und reihen uns auf dem Holzpfad zwischen die Reisegruppen ein.
Für heute reicht es an bunten Quellen und Geysiren - wir treten den Heimweg an. Auf dem Weg nach West Yellowstone dreht der Park noch einmal richtig auf und bietet gleich mehrere Bison-Familien. Mit dem Ergebnis, dass ich jetzt unbedingt und sofort ein eigenes Baby-Bison haben will!
Zuckerschock, oder? Aber auch die Elk-Kühe, die wir kurz vor dem Ausgang entdecken, sind ein Bild wert.
Morgen fahren wir in den Grand Teton Nationalpark, der sich südlich an den Yellowstone anschließt. Die Fahrt wird uns nur ca. 2 Stunden kosten, sodass wir morgen und übermorgen viel Zeit im Park verbringen können.
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