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Schwefel, Bisons und blubbernde Quellen

Wie wird der Tag, wenn man um kurz nach 7 Uhr in der Morgendämmerung eine glückliche Bison-Familie mit Nachwuchs sieht? Richtig, er wird traumhaft! Macht es Euch bequem und unternehmt mit uns eine fotografische Reise eines unglaublichen Tages.

Wir haben den Rat des Rangers von gestern beherzigt und sind noch vor 7 Uhr in den Yellowstone Nationalpark gefahren. Nach unseren ersten Bisons war unser erster Halt an den Terrace Springs. Heiße Quellen sprudeln hier aus dem Boden. Man darf - wie überall - die Holzwege nicht verlassen, weil der Boden über den Quellen brüchig ist und man sich schwer verbrühen bzw. sogar sterben kann. Natürlich halten wir uns an die Regeln.

Weiter geht es zu den Artists Paintpots. Tatsächlich sieht das Gelände von oben aus wie eine große Malpalette in unterschiedlichsten Farben. Es blubbert und spritzt überall, es riecht nach Schwefel, es grummelt und zischt unter der Erde. Ein unheimlich spannendes Gebiet, das nach einem kurzen Spaziergang von 1 km Länge zu erreichen ist.

Wir sind noch ganz am Anfang unserer Fahrt. Der nächste Fotostopp erfolgt am Norris Geyser Basin (Porcelain Basin). Wir haben aber so viel auf dem Programm, dass wir keinen Ausbruch abwarten können. Die Geysire brechen hier in regelmäßigen Abständen aus. Allerdings können auch mal 3 oder mehr Stunden zwischen den Ausbrüchen liegen und als wir da sind, blubbert es zwar heftig, allerdings sprüht keine Fontaine. Es dampft und brodelt aber auch so und wir genießen die unterschiedlichen Farben der Quellen. Die Farben entstehen durch Mikroorganismen, die an das Leben im heißen Wasser angepasst sind und unterschiedlichste Töne von orange zu gelb, grün oder rot erzeugen.

Auf dem Weg zu unserem ersten "großen" Ziel, den Mammoth Hot Springs, nehmen wir schnell noch die Frying Pan Spring mit. Kann man die Blubberblasen der heißen Quelle erkennen?

Mit dem Auto fahren wir danach die "Upper Mammoth Terrace" ab. Auch hier gibt es wieder beeindruckende geothermische Aktivitäten und jede Menge Schwefelgeruch in der Luft. Auf dem warmen Boden unterhalb der Terrassen ruhen sich auch die Elk-Kühe aus. Unter Elk versteht man in Nordamerika Wapiti- oder Rothirsche. Elche heißen Moose und sind uns heute leider nicht über den Weg gelaufen.

Bevor es zur Lower Terrace geht, "erwischen" wir noch ein paar kleine White Tail Deer (Weißwedelhirsche).

Wir parken unseren Dodge und erkunden noch zu Fuß die Lower Terrace. Viel spannender ist allerdings der große Elk, der seine Weibchen regelmäßig zusammentreibt und sich mächtig aufführt. Uns macht das nervös, weil genau dort, wo er steht und trabt und rumpoltert, der Weg zum Beaver Pond Loop startet, den wir eigentlich wandern wollen. Wir beobachten den Bullen eine Weile und schleichen uns dann vorsichtig hinter einem Steinhaus auf den Trail. Wir wollen uns weder mit einem Bären, noch mit einem ausgewachsenen Hirsch anlegen!

Der Beaver Pond Loop ist ca. 5,6 Meilen lang und geht zunächst steil bergauf. Nach der Kletterei (es ist warm und inzwischen kommt auch die Sonne immer mal wieder durch) verläuft er dann irgendwann recht ebenerdig durch die Wiesen auf den Hügeln entlang. Nach etwa der Hälfte kommen mehrere kleine Teiche, die man umrundet. Leider sehen wir - außer ein paar Enten - keinerlei Tiere auf dem Trail. Der Rückweg geht wieder über Wiesen zum Ende der Mammoth Hot Springs. Nach gut 2 Stunden 15 Minuten sind wir zurück am Auto. Der Parkplatz an den Mammoth Hot Springs ist jetzt voll, Reisebusse spucken Menschenmassen aus, die Restaurants sind überfüllt, das Visitor Center brechend voll. Wir müssen trotzdem rein, weil wir uns ja in jedem Nationalpark einen "Patch", also einen kleinen Aufnäher kaufen. Und die Originale gibt es immer nur in den Visitor Centern.

 

Wir tanken unseren Dodge noch einmal und fahren dann Richtung Tower Fall.

Für den Nachmittag planen wir mehrere Fotostopps ein. Wir bemerken, dass die Parkplätze voller werden. Tatsächlich müssen wir uns das eine oder andere Mal einen Platz mit Aussicht erkämpfen. Gegen Reisebusladungen voller Touristen haben wir kaum eine Chance. Aber: wer geduldig wartet, bekommt seine Chance: am Petrified Tree, der Calcite Spring, dem Tower Fall, den Lower Falls, den Upper Falls und dem Grand Canyon of the Yellowstone.

Und dann sind da noch die unglaublich fotogenen Bisons auf dem Heimweg...

Ein letzter Fotostopp an der Deryl Spring, dann sind wir 10 Stunden im Park unterwegs und mächtig müde. Und vollkommen reizüberflutet. Dieser Nationalpark ist so vielseitig, so groß, so interessant. Und dabei haben wir heute nur den nördlichen Loop erlebt. Morgen nehmen wir uns den Süden vor. Dort erwarten uns Geysire, Geysire und Geysire. Ob wir mal einen in Aktion erleben?

Abendessen gibt es in einer urigen Cowboy-Kneipe. Da habe ich heute so viele Elks gesehen, dass ich direkt einen Elk-Burger bestelle, während Gunnar die Baby Back Ribs verschlingt.