Ich würde heute so gern von aufregenden Erlebnissen berichten. Von Bären oder Bisons, Bergziegen oder Murmeltieren. Kann ich aber nicht. Heute sind wir 370 Meilen von St. Mary nach West Yellowstone gefahren und es ging dabei fast nur durch dünn besiedelte Prärie.
Heute früh mussten wir noch aufpassen, denn artgerechte Tierhaltung heißt hier, dass die Kühe frei herumlaufen und eben auch auf der Straße stehen. Daran muss man vor Kurven oder Kuppeln mal kurz denken...
Wir haben aber schön aufgepasst und keine Opfer zu beklagen. 6 Stunden haben wir heute im Auto verbracht und das war wirklich lange. Gunnar hat das weniger gestört, aber ich wusste irgendwann nicht mehr, wie ich sitzen sollte.
Unser Highlight? Die Baustellen. Wir kennen das doch so, dass man die zu bebauende Spur sperrt und den Verkehr entweder über 2 schmalere Spuren leitet oder eben mit Ampeln wechselseitig regelt. Nicht so hier. Also nicht ganz. Hier wird schon mit Ampeln geregelt, wer fahren darf. Aber man fährt nicht allein, sondern wird von einem Pilot Car durch die Baustelle - ohne jegliche Absperrungen - gelotst. Vorbei an schweren Maschinen und quer durch die Baustelle. Das haben wir bisher noch nie so erlebt und es hat uns auch einige Zeit gekostet. An einer besonders langen Baustelle haben wir 14 Minuten auf das Pilot Car gewartet.
Ansonsten hat sich Montana von seiner sonnigen und stillen Seite gezeigt. Über viele Meilen waren wir vollkommen allein auf den Highways unterwegs. Lange Zeit haben wir westlich von uns die Rocky Mountains gesehen. Nach fast 4 Stunden Fahrt durch Einöde, kleine verlassene Dörfer und nur ganz wenige hübsche Ortschaften sind wir im Süden Montanas angekommen. Am Madison River gibt es viele Ranches, Longhorns, Pferde und wunderschöne Lodges am Fluss. Trotzdem ist die Gegend auch hier nur dünn besiedelt und strahlt eine umheimliche Ruhe aus.
Nach einem ausgewogenen Mittagessen aus dem Madison Foods in Ennis sind wir die letzten 90 Meilen angegangen.
Kurz vor West Yellowstone sind wir am "Earthquake Lake" angekommen. Der Name hat sofort unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Hier gab es laut Informationstafel eine "night of the terror" und das musste ich erst einmal erforschen. Also: Am 17. August 1959 erschütterte ein schweres Erdbeben mit einer Stärke von 7.5 bis 7.8 auf der Richterskala die Region. 28 Menschen starben damals. Das Wasser überraschte sie in ihren Hütten am See. 21 Camper wurden auf ihrem Campingplatz unter 80 Tonnen Geröll begraben, die sich während des Erdbebens lösten. Als wir aus dem Auto ausstiegen, fand ich den See total gruselig. Am Ufer sieht man jede Menge toter Bäume. Sie heißen hier ghost trees. Es war total stürmisch am Ufer und ich habe mich kaum näher an den Abgrund gewagt. Wir sind ganz schnell weitergefahren. Irgendwie hat die Gegend etwas, das mir Angst macht. Etwas weiter haben wir dann viele Angler gesehen und festgestellt, dass die Gegend trotz dieses Ereignisses eine beliebte Urlaubsgegend ist und es nach wie vor zahlreiche Hütten nah am Ufer gibt.
Kurze Zeit später sind wir in West Yellowstone angekommen. Der Ort ist ziemlich munter, es gibt viele Unterkünfte, Restaurants, 2 Supermärkte und 4 Tankstellen. Nach der langen einsamen Fahrt kann man das gut ertragen. Unser Stage Coach Inn ist eine urige Lodge mit vielen ausgestopften Tieren. Eigentlich steh ich da nicht so drauf, aber hier ist das irgendwie stimmig. Und das WLAN ist top!
Wir waren vorhin noch schnell im Visitor Center und haben uns Wanderkarten für die nächsten beiden Tage besorgt. Und mussten uns vom Ranger erzählen lassen, dass es in den letzten 2 Tagen 2 Bärenattacken gegeben hat und dass wir auf keinen Fall ohne Bärenspray wandern sollen. Wir haben uns jetzt einige Wanderstrecken an den beliebten Orten (also an den Geysiren und heißen Quellen) herausgesucht. Ich denke, dort sind wir halbwegs sicher, weil Bären "laute" Strecken meiden. Auf jeden Fall müssen wir morgen früh los, denn der Yellowstone ist laut Ranger noch ziemlich überfüllt.
Gunnar war noch im Fitnessraum des Hotels und ich bin 30 Minuten im Pool geschwommen. Eben waren wir im Old Town Café essen. Urig, aber nicht besonders überzeugend. Morgen probieren wir etwas anderes.
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