Hm, schlecht geschlafen im Kellerzimmer, aber manchmal ist das so. Ich kam irgendwie nicht zur Ruhe und auf dem Flur war bis 2 Uhr nachts auch noch mächtig was los. Man hat das Gefühl, die Leute haben nicht die schicken Zimmer in der Lodge gebucht, sondern sind alle im Keller.
Um kurz nach 6 war die Nacht dann auch vorbei. Mit Truthahnsandwich, Americano und Latte ist unser Frühstück erledigt und wir starten noch vor 8 Uhr im strahlenden Sonnenschein zum Logan Pass im Glacier NP. Der östliche Eingang liegt 200 m neben unserer Unterkunft und bis zum Logan Pass sind es nur 30 km. Bis dorthin ist die Straße auch freigegeben. Der Wind steht günstig und über Nacht scheint viel Rauch abgezogen zu sein.
Am Logan Pass ist noch nicht viel los. Gestern sagte uns der Park Ranger, dass wir früh starten sollen, weil die Parkplätze gegen Mittag voll belegt sind. Kein Problem für uns. Um 8.10 Uhr starten wir auf dem Highline Trail. Das erste Stück geht an einer Felswand entlang. Unbeschreibliche Ausblicke, auf die man sich aber nicht wirklich konzentrieren kann. Denn es ist schon sinnvoll, den Weg im Auge zu behalten. Immerhin geht es weit in die Tiefe hinab. Im Felsen ist ein Stahlseil zum Halten eingeschlagen, das ich dann - trotz Höhenangst - aber doch nicht brauche.
Nach diesem Teil des Weges geht es über Wiesen, durch kleine Waldstücke, teilweise auch wieder an einer Felswand entlang bis zum Granite Chalet. Die Strecke beträgt 15,2 Meilen "out-and-back" und wir nehmen uns vor, so weit zu laufen, wie wir Lust haben.
Wir begegnen nur wenigen anderen Wanderern, aber einer macht uns darauf aufmerksam, dass in weniger als einer halben Meile ein Grizzly auf dem Trail wartet. Was nun? Umkehren? Wir haben Glück. Hinter uns läuft ein erfahrener Wanderer, der uns überholt und dann vorangeht. Er erklärt uns, dass das sein 6. Bär in diesem Urlaub ist und wir uns keine Sorgen machen sollen. Er hat noch nie Bärenspray eingesetzt und ist davon überzeugt, dass die Bären eigentlich nur in Ruhe gelassen werden wollen. Sie sind nicht per se aggressiv. Wenige Meter später sehen wir ihn. An der Form des Rückens erkennen wir gut, dass es sich tatsächlich um einen Grizzly handelt. Er klettert von der Wiese auf den Trail herunter und schaut uns an. Nur mit viel "Überredungskunst" und Lärm gelingt es uns gemeinsam, den Bären vom Trail abzubringen. Warum sollte er auch über die Wiesen laufen? Der Weg auf dem Trail ist doch viel weniger anstrengend.
Nach diesem Erlebnis laufen wir - etwas aufmerksamer - weiter auf dem Highline Trail. Die Ausblicke sind traumhaft. Der Weg an sich ist halbwegs eben. Wir sind schon bald allein auf dem Trail und genießen die Ruhe. Da die "Going-to-the-sun-road" aufgrund des Feuers gesperrt ist, hören wir nur die Vögel zwitschern und den Wind heulen.
Wir laufen auf dem Trail bis wir das Granite Chalet vor uns sehen und entscheiden uns dann, den Heimweg anzutreten. Wir sind jetzt über zweieinhalb Stunden zügig und ohne Pausen unterwegs und die Sonne ist inzwischen weg. Es ist mächtig windig auf dem Trail und wir sind froh, dick angezogen zu sein. Auf dem Weg zurück sehen wir noch 3 Bergziegen in weiter Entfernung.
Wir treffen auf weitere Wanderer und der Grizzly ist DAS Thema. Inzwischen hat er sich jedoch vom Trail entfernt und als wir die Stelle passieren, an der wir ihn morgens getroffen haben, ist von ihm nichts mehr zu sehen. Vielleicht ist ihm der Trail jetzt doch zu voll.
Nach insgesamt 5 Stunden und fast 19 km sind wir wieder am Parkplatz am Logan Pass und ich möchte heute keinen Schritt mehr laufen...
Wir fahren zurück zur Lodge und verbringen unsere restliche Zeit in der Lobby. Nachdem ich wirklich durchgefroren bin, gab es heute Abend eine heiße Brokkoli-Cheddar-Suppe und einem Angus Beef Burger. Morgen haben wir wieder eine lange Fahrt vor uns. Es geht in den Yellowstone Nationalpark.
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